Der brennende Drang, sich zu beweisen, führte Hubert schließlich bis ganz an die Spitze. Doch das dauert. Zunächst studiert der junge Mann Soziologie und Kunstgeschichte, der Vater will ihn mit fünf Millionen Mark abspeisen und raushaben aus dem Geschäft. Hubert lässt nicht locker und erreicht, dass der Vater ihn schon als 26-Jährigen, der von Journalismus rein gar nichts versteht und sich für die seichten Blätter des Vaters schämt, als Chefredakteur einer der Burda-Zeitschriften einsetzt. Mit mäßigem Erfolg. Später versucht sich Hubert Burda mit den Taschen voller Geld am Männermagazin M - er heuert alles an, was im Journalismus Rang und Namen hat, dafür fehlt es an einem schlüssigen Konzept. M überlebt ganze zwölf Ausgaben, danach verkündet Mutter Aenne das Aus und dreht den Geldhahn zu. Ein schweres Trauma für den jungen Verleger. Auch sein Privatleben scheint eine einzige Niederlage, seine Frau verlässt ihn mit dem gemeinsamen Sohn.
Doch dann beweist der Junior, dass er den Geschäftssinn und journalistischen Instinkt des Vaters geerbt hat: Er gründet Focus und steigt in rasantem Tempo die Erfolgsleiter hinauf. Schlag auf Schlag gründet er neue Zeitschriften, viele der Projekte gelingen, nur der Versuch, mit Super! das Bild-Monopol zu knacken, scheitert. Nebenbei heiratet er (im Alter von 46 Jahren) die 19 Jahre alte Maria Furtwängler.
Alptraum reiches Erbe.
Der Kern von Freisingers Biographie ist das Psychogramm einer schwierigen Vater-Sohn-Beziehung. Lange, sehr lange ist Hubert Burda ein Mann in Ketten, immer in irgendeiner Form abhängig von den reichen Eltern, noch als Erwachsener bevormundet und kontrolliert, vergeblich auf Anerkennung oder Respekt hoffend, oft genug von ihnen ausgebremst. Wer danach noch von einer Wiedergeburt als reicher Erbe träumt, ist wirklich ein schwerer Fall.
Auch das Verhältnis von Geschwistern untereinander verbessert sich durch ein umfangreiches Familienvermögen üblicherweise nicht. Zwischen den drei Burda-Sprösslingen liegt ohnehin ein Hauch von Kain und Abel in der Luft, es herrscht harte Konkurrenz. Als der "Senator" stirbt, geschieht das Unvermeidliche - es kommt zum Bruderkrieg um das Firmenimperium. Doch inzwischen hat Hubert Burda den Umgang mit Macht gelernt, er kann seine Position verteidigen und wird als Einziger aus der zweiten Generation eine ähnliche Schlüsselfigur in der Medienwelt, wie sein Vater und seine Mutter es waren.
Frech und flott.
Hubert Burda,
Campus Verlag, Frankfurt/New York 2005,
435 Seiten, 24.90 Euro,
ISBN 3-593-37417-X
www.campus.de
changeX 06.12.2005. Alle Rechte vorbehalten, all rights reserved.
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Zum Buch
Gisela Freisinger: Hubert Burda. . Campus Verlag, Frankfurt/New York 1900, 435 Seiten, ISBN 3-593-37417-X
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