Fußball - ein globales Business
Geld schießt Tore - das neue Buch von Dieter Hintermeier und Udo Rettberg.
Von Peter Felixberger
Fußball ist ein Möglichkeitsraum der Entfesselung. Spieler aus Slums werden zu gefeierten Luxusikonen. Und ehemalige Trainer zu Lebenshilfeaposteln. Doch Fußball ist auch ein knallhartes Milliardengeschäft. Es geht um Investment, Strategien, Marktanteile und Expansionsgelüste. Zwei Wirtschaftsjournalisten schreiben über Kamikaze-Finanzierungen, Pseudo-Management in den Führungsetagen, den widerstandsfreien Zugriff großer Investoren - und wie willfährig sich die Verantwortlichen in den Vereinen mittlerweile diesen Übergriffen ergeben haben.
Der Erfolg von König Fußball beruht im Grunde genommen auf zwei Säulen: Erstens kennen sich alle Beteiligten aus und zweitens können alle mitmachen und vor allem mitreden. Fußball ist ein Möglichkeitsraum der Entfesselung. Spieler aus Slums werden zu gefeierten Luxusikonen. Trainer, die früher als einfache Spieler über den Rasen rannten, werden im reiferen Alter zu Lebenshilfeaposteln. Und die zahlreichen Fans erleben wenigstens am Wochenende im Fanblock den Rest an persönlicher Bedeutung, der ihnen im Alltag abhanden gekommen ist. Kein Wunder, dass sich die Kundschaft stärker denn je an das Stadionspektakel klammert. 77 Prozent der Deutschen interessieren sich für Fußball und nicht weniger als 31 Prozent halten sich für echte Experten.
Das Problem ist nur: Die Romantik der elf Freunde und ihrer zigtausend sie wärmenden Kumpel im weiten Stadionrund ist nur eine Seite der Medaille und eher eine, die zu verblassen droht. Sie wird zwar noch zum An- und Beheizen der Stimmungen benötigt, im Hintergrund aber beherrschen kühlere Kräfte das Geschehen: Kapitalismus und Globalisierung. Dieses Dilemma aus Sport und Kommerz muss jedoch keines sein, sagen zwei kundige Wirtschaftsjournalisten. Man müsse beiden Raum lassen, gleichzeitig aber begreifen, dass in wirtschaftlicher Hinsicht nicht weiter Dilettanten das Zepter in Händen halten.
Das Credo der Autoren: "Eine noch stärkere Kommerzialisierung des Fußballs muss nicht nur zugelassen werden, sie ist sogar der einzige Weg, das Schlittern in die Krise zu verhindern. Auf der anderen Seite müssen die Clubs, ihre Sponsoren und auch die TV-Manager begreifen, dass der Fußballsport so gestaltet wird, dass er seine Glaubwürdigkeit bei den Fans nicht verliert. Denn ohne Fans ist der Fußball zum Sterben verurteilt."

Sport und Kommerz.


Das Buch legt den Finger in die richtige Wunde. Denn in wirtschaftlicher Hinsicht herrscht großer Wissensbedarf. Es kennen sich diesbezüglich eben nicht alle Beteiligten aus und noch schlimmer ist es, wenn alle mitreden wollen. Hintermeier und Rettberg zeigen penibel genau, wohin dies führt und warum man Sport und Kommerz getrennt betrachten sollte. Mit je eigener Professionalität. Sie reden über Kamikaze-Finanzierungen, über Pseudo-Management in den Führungsetagen oder über den widerstandsfreien Zugriff großer Investoren. Dabei zeigt sich, wie willfährig sich die Verantwortlichen in den Vereinen mittlerweile diesen Übergriffen ergeben haben.
Keiner wehrt sich mehr. Die Geldmaschine Champions League verspricht grenzenlose Renditen. US- und russische Milliardäre lauern im Hintergrund auf Anlagemöglichkeiten. Sie wollen ihr eingesetztes Kapital verzinst sehen. Milliarden an TV-Geldern warten überdies auf Verteilung. Und nicht nur an raffgierige Spieler, die mittlerweile 42 Prozent der Kosten in deutschen Fußballvereinen verursachen. Ökonomische Expertise, so die Autoren, sei auf allen diesen Feldern gefragter denn je. Das Buch gibt einen Überblick über die dafür wichtigen Hintergründe: Gehaltsobergrenzen, Bonuspools, Aktienoptionen oder Franchising-Modelle wie im US-Basketball oder -Football. Eine kompakte Bestandsaufnahme des Fußball-Business. Letzter Stand.
Leider versuchen sich die beiden Autoren zum Abschluss noch als sportliche Berater, fordern die Abschaffung der Abseitsregel, nie mehr Unentschieden, Zeitstrafen fürs Meckern, zwei Schiedsrichter, den Chip im Ball und den TV-Beweis. Das klingt in der dargestellten Kürze nicht schlecht, ist aber natürlich schwieriger, als zwei Wirtschaftsjournalisten glauben mögen.
Peter Felixberger ist Geschäftsführer von changeX.
Dieter Hintermeier / Udo Rettberg:
Geld schießt Tore. Fußball als globales Business - und wie wir im Spiel bleiben,
Carl Hanser Verlag, München 2006,
302 Seiten, 19.90 Euro,
ISBN 3-446-40411-2
www.hanser.de
© changeX [14.02.2006] Alle Rechte vorbehalten, all rights reserved.


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: Geld schießt Tore. . Fußball als globales Business - und wie wir im Spiel bleiben.. Carl Hanser Verlag, München 1900, 302 Seiten, ISBN 3-446-40411-2

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Autor

Peter Felixberger

Peter Felixberger ist Publizist, Buchautor und Medienentwickler.

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