Falsche Selbstwahrnehmung.
Das betrifft auch die Selbstgefälligkeit, mit der sich Deutschland zum Weltmeister im Energiesparen erklärt. Zu Unrecht, wie Büschemann meint. Deswegen verwendet er auch viel Überzeugungskraft darauf, uns dieses falsche Selbstbild auszutreiben. Und klarzumachen, dass wir mit Nachdruck Energie sparen müssen, um den Herausforderungen dieses Jahrhunderts gerecht zu werden. Eine Bedrohung ist nicht nur der Klimawandel. Durch den künftigen Energiemangel drohen empfindliche wirtschaftliche Schäden. Schließlich sind mit China und Indien Konkurrenten auf den Plan getreten, deren wachsender Energiehunger Europa künftig auf Sparflamme kochen lässt. Die Konsequenzen sind drastisch: "Wir werden in Deutschland in wenigen Jahrzehnten wahrscheinlich pro Kopf mit weniger als der Hälfte der Energie zufrieden sein müssen, die uns heute zur Verfügung steht. Vielleicht werden wir sogar mit einem Drittel auskommen. Diese Reduzierung wird nicht freiwillig geschehen. Sie wird keine Folge von plötzlich einkehrender Vernunft oder sagenhaftem technischem Fortschritt sein. Wir werden dazu gezwungen. Ein Ausweg ist unwahrscheinlich. Der Mechanismus, der diesen Verzicht herbeiführen wird, ist ein exorbitant steigender Energiepreis." Ohne Energie helfen aber auch die großartigsten Innovationen und die besten Spezialisten nicht weiter.
Ein Bündnis für Energie.
Auch die Politik hat in manchen Ländern die Dringlichkeit des Themas anscheinend noch nicht verstanden, kritisiert der Autor. Besonders in Europa ist Sorglosigkeit weit verbreitet. "Die Politiker in Berlin und Brüssel haben nie begriffen, dass es in der Energiepolitik um viel mehr geht als darum, ein paar Millionen Barrel Öl oder Kubikmeter Gas mehr zu beschaffen und irgendwo beim Wärmeverbrauch der Häuser oder beim Spritkonsum der Autos ein paar Prozent zu sparen. Sie verstehen bis heute nicht, dass die Energiepolitik das wichtigste Politikfeld ist", so Büschemann. Diese Blindheit kann gefährlich werden, verhindert sie doch, dass rechtzeitig die politischen Weichen gestellt werden. Denn die Energiefrage sei nicht in einem nationalen oder kontinentalen Alleingang zu lösen, sondern nur durch eine weltweite Kooperation. Aber eine solche Zusammenarbeit ist nicht in Sicht, weil die Staaten immer noch darauf beharren, die Energiefrage alleine zu lösen. Was also ist zu tun? Büschemann sieht den ersten Schritt darin, auf europäischer Ebene ein "Bündnis für Energie" zu schließen, an dem auch Unternehmen beteiligt sein sollten. Das Ziel: die Weichen auf Energiesparen zu stellen. Statt weiterhin die Kohle zu subventionieren, sollte die Bundesregierung besser die 2,5 Milliarden in dieses Bündnis fließen lassen und so dafür sorgen, dass weitere Energiesparprogramme umgesetzt werden können.
Energiefresser im Privathaushalt.
Sparen, sparen, sparen ist der Weg, den Büschemann in seinem globalen Rundumschlag zum Thema Energiepolitik empfiehlt. Dass bei der Lektüre seines Buches nicht gerade Optimismus aufkommt, ist vom Autor beabsichtigt. Keiner soll sich über den Ernst der Lage hinwegtäuschen. Am besten denkt man schon mal über eigene Sparmaßnahmen nach. In den Privathaushalten schlummert bekanntlich ein gewaltiges Sparpotential, das es zu nutzen gilt. Jeder ist gefordert, seinen persönlichen Energiefressern zu Leibe zu rücken, betont Karl-Heinz Büschemann: Vom teuren Stand-by-Betrieb von allerlei komfortablen Elektrogeräten über schlecht isolierte Häuser und energiefressende Kühlschränke bis hin zu den neuerdings sehr beliebten übermotorisierten Offroad-Schlitten bieten sich hier vielfältige Möglichkeiten, seinen Energieverbrauch zu senken. Man muss nur damit anfangen.
Sigmar von Blanckenburg ist freier Mitarbeiter bei changeX.
Karl-Heinz Büschemann:
Der Rauswurf aus dem Paradies.
Wohlstandskiller Energie,
Murmann Verlag, Hamburg 2007,
220 Seiten, 19.50 Euro,
ISBN 978-3-938017-84-5
www.murmann-verlag.de
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Karl-Heinz Büschemann: Der Rauswurf aus dem Paradies. . Wohlstandskiller Energie. . Murmann Verlag, Hamburg 1900, 220 Seiten, ISBN 978-3-938017-84-5
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Sigmar von BlanckenburgSigmar von Blanckenburg schreibt als freier Autor für changeX.