Laufen fürs Lernen.
Vorbei die Zeit also, in der Lernen
als Aufnahme und Speicherung von Wissensinhalten galt. Nun geht
es darum, Neues ins vorhandene Wissensnetz zu integrieren. Und
zwar notwendigerweise: "Wenn wir lebenslang weiterlernen,
wenden wir
Not ab, wenn wir hingegen damit aufhören, werden wir
depressiv beziehungsweise bei einem hohen Testosteronspiegel
aggressiv." Als Beispiel nennt die Trainerin Mobbing in Firmen
und die Aggressivität an Schulen. Für sie eindeutige Symptome
"halbtoter" Hirne, in denen der physiologische Prozess aufgehört
hat, der mit Lernen einhergeht: die Neurogenese.
Lernen kann man nämlich nur dann, wenn wir Neuronen -
Gehirnzellen - erzeugen. Eine Voraussetzung der Neurogenese ist
Bewegung: "Findet zu wenig statt, wird sie träge und hört auf",
sagt die Birkenbihl. Die Folgen zeigen sich deutlich bei
Alzheimer-Patienten, deren Neurogenese gestoppt wurde. Sie
reagieren hilflos oder aggressiv auf Unerwartetes und Neues. Weil
sie sich nicht mehr darauf einstellen können.
Um die Neurogenese allerdings richtig in Schwung zu
bringen, ist Bewegung alleine zu wenig: Informationen, die den
Empfänger nicht interessieren, sind für ihn reizlos - und damit
nicht lernbar. Birkenbihl: Ohne Reize keine Nervenimpulse und
ohne Impulse keine neuen Nervenbahnen. Informationen bleiben
damit im Nirwana des Gedächtnisses stecken. Eine Tatsache, die
nach sturem Auswendiglernen, dem "Pauken", offenkundig ist.
Das ist das Geheimnis der Vera F. Birkenbihl: Sie richtet
ihre Lernmethoden an der Funktionsweise des Gehirns aus. Und
orientiert sich dabei an den fundierten Erkenntnissen namhafter
Wissenschaftler, wie dem Harvard-Professor Dave Perkins. Der geht
von einer lernbaren Intelligenz aus. "Damit wird Intelligenz in
weit höherem Maße abhängig davon, wie wir Lernvorgänge angehen
und bewältigen." Und nicht mehr so sehr von den Faktoren Genetik
und Umwelt, die bisher als ausschlaggebend galten.
Spielend lernen.
Nervenimpulse stimulieren und neue
Informationen an vorhandenes Wissen anknüpfen. Das steht im
Zentrum des neuen kleinen Birkenbihl-Büchleins. Einfach, aber
verblüffend wirksam sind diese Lernspiele: zum Beispiel
ABC-AKTIV. Die weiterentwickelte Variante der ABC-Listen, dem
Suchen nach Assoziationen zu allen Buchstaben des Alphabets. Der
Unterschied: Statt nach innen zu lauschen und die eigenen
Assoziationen zu notieren, lauscht man beim ABC-AKTIV nach außen
- TV, Zeitung, Buch - und notiert in Stichworten, was man hört
oder liest: in Form einzelner Begriffe, die man den Buchstaben
des Alphabets auf einer Liste zuordnet. Damit trainiert man nicht
nur den Zugriff auf sein Wissen, sondern schärft auch den Blick
für das Wesen einer Sache. Wenn im Fernsehen beispielsweise ein
Bericht über die Oper durch Werbung unterbrochen wird - "zappen
Sie nicht in den Kanälen herum, zappen Sie in Ihr Gedächtnis: Was
wissen Sie über Oper?" Ein ABC dazu anlegen? "Aber ja doch", rät
die Birkenbihl.
Ähnlich funktionieren die anderen Wissensspiele, wie das
"Knick-Spiel", der "Sprichwörter-Mix" oder das "Wer bin
ich"-Spiel. Letzteres erfordert mindestens zwei Mitspieler. Einer
davon wählt eine historische oder bekannte Person, die der andere
durch geschicktes Fragen erraten muss, ähnlich wie bei Robert
Lembkes legendärem Beruferaten
Was bin ich? Ganz nebenbei baut man eine gewisse
Systematik auf. Das sei auch das Ziel des Spiels, sagt die
Trainerin: logisch denken lernen. Wer also in Zukunft immer
schneller auf die Lösung kommt, der kann etwas ganz
Entscheidendes lernen: dass jeder seine Intelligenz selbst in der
Hand hat. Mit dem vorliegenden Büchlein kommt diese Erkenntnis
spielend leicht. Man muss nur spielen.
Florian Michl ist freier Mitarbeiter bei changeX.
Vera F. Birkenbihl:
Lernen lassen!
Mit 17 konkreten Methoden, Tricks und Lernspielen.
mvg Verlag, Heidelberg 2007,
112 Seiten, 5.95 Euro.
ISBN 978-3-636-07228-3
www.mvg-verlag.de
www.birkenbihl.de
© changeX Partnerforum [08.02.2008] Alle Rechte vorbehalten, all rights reserved.
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Zum Buch
Vera F. Birkenbihl: Lernen lassen! . Mit 17 konkreten Methoden, Tricks und Lernspielen. . mvg Verlag, Heidelberg 1900, 112 Seiten, ISBN 978-3-636-07228-3
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