Vorwärts, schnell!
Design!, Führung!, Talent!, Trends! - Die Essentials von Tom Peters.
Von Florian Michl
Ein Managementguru meldet sich wieder zu Wort: laut, radikal und selbstbewusst. Und reduziert auf das Wesentliche. In vier Büchern spricht er über Design, Führung, Talent und Trends. Und warum es in unseren turbulenten Zeiten darauf ankommt, zu improvisieren und zu handeln. Nicht abzuwarten. Die Essentials von Tom Peters sind ab Montag im Handel. / 11.07.08
Was tun in einer Zeit ohne Regeln? Einer Zeit, in der in den kommenden 15 Jahren 90 Prozent aller Jobs verschwinden, wie wir sie bisher kennen? In der Zerstörung mehr gilt als die Bewahrung von Vorhandenem? Tom Peters, Amerikas bekanntester und einflussreichster Managementvordenker, schreit lauthals: "Scheitern, vorwärts, schnell." Improvisieren und Handeln, das führe zum Erfolg in dieser übergeschnappten, rastlosen und outsourcinggeplagten Zeit. So sieht Peters die Zukunft der Welt. So hat er sie bereits in seinem Buch Re-imagine! beschrieben. Und nun legt er seine Essentials vor: vier themenbezogene Bände, die auf diesem letzten Buch basieren, aber erweitert, aktualisiert und ergänzt wurden. Beispielsweise mit Gesprächen "cooler Freunde" und mit Kurzzusammenfassungen jedes Kapitels in Form von Handlungsvorschlägen. Wieder fordert Peters die Abkehr von alten Wirtschafts- und Karrierevorstellungen und sogar deren Neuerfindung - zugespitzt auf vier große Themen: Design!, Führung!, Talent! und Trends!. Wieder radikal, laut und selbstbewusst. Zurückhaltender ist nur die Gestaltung der vier Büchlein geworden: reduziert auf das Wesentliche. Aber bunt wie Re-imagine!.

Design oder nicht sein.


Peters Cover Design! Es geht nicht um die Frage des Mögens und Nichtmögens. Sondern darum, Leidenschaft zu wecken, Gefühl und Verbundenheit. Sagt Peters. Er ist überzeugt, "dass Design der Hauptgrund für jede Art von emotionaler Bindung (oder Abneigung) hinsichtlich eines Produktes, einer Dienstleistung oder eines Erlebnisses ist". Das ist kein Lob der Oberflächlichkeit. Im Gegenteil. Im Design ortet Peters den "Sitz der Seele". Es ist nicht Verschönerung und kosmetische Retusche. Design müsse zum Rückgrat der gesamten Unternehmensstrategie werden: "Die Regeln des Designs definieren das Unternehmen und sein fundamentales Wertversprechen." Design steht an erster Stelle. Es ist gut, "wenn es meine Liebe weckt": Dienstleistungen ebenso wie Objekte. Und 79-Cent-Artikel ebenso wie solche für 79.000 Dollar. Dem nicht genug. Unternehmen müssen Schönheit nicht nur zu einem primären Attribut im Produkt-, sondern auch im Prozessdesign machen. Kurzum: "Wir müssen ein Unternehmensumfeld schaffen, in dem Systeme nichts weniger als 'schön' sind."

Erzähl mir was: Führung.


Peters Cover Führung!Befehl und Gehorsam führen heute nicht zum Erfolg, predigt Peters seinen Zuhörern. Nicht in einer verrückten und chaotischen Zeit wie heute. Trotzdem flüchten immer noch viele in die "Vorstellung von einem Chef, der die Antworten kennt, der gegen geduldige 'Gefolgschaft' (sprich 'Gehorsam') 'Veränderung', 'Erfolg' oder 'Gewinne' in Aussicht stellt". Anstatt ein Führungsmodell zu entwerfen und zu praktizieren, das dem Wert von Kreativität und Initiativkraft Rechnung trägt, "das sich durch Freiräume, Offenheit und ständige Erneuerung auszeichnet", so der Managementguru. Er sagt, wie es geht: vor allem, indem Führungskräfte Chancen schaffen und ihre Mitarbeiter anspornen, Orte zu entdecken, die zuvor nicht existierten. "Und wenn Sie als Führungskraft nicht den Mumm haben, Ihre Leute anzuspornen, die Weltkarte neu zu erfinden, dann sollten Sie das Führen bleiben lassen." Starke Worte von Peters. Aus gutem Grund: Die Wirkung der Führerpersönlichkeit steht und fällt mit der erzählten Geschichte, zitiert er den Harvard-Psychologen Howard Gardner. Denn Führerpersönlichkeiten schaffen Bedeutung. Wie Tom Peters.

Agent in eigener Sache: Talent.


Peters Cover Talent!Wir sind keine Angestellten. Und keine Arbeitskräfte. Wir sind Individuen! Wir sind Talente! Schreibt Peters in dicken, fetten Buchstaben. Das macht er nicht, um zu sagen, Mitarbeiter sind cool oder wichtig. Nein: "Die Mitarbeiter (ihr Talent, ihre Kreativität, ihr intellektuelles Kapital, ihr unternehmerischer Eifer) sind alles, was wir haben." Das ist für Peters eine Chance der individuellen Neuerfindung: Gearbeitet werde nur mehr an WOW-Projekten - an Projekten, die zählen, die etwas verändern, mit denen wir unaufhörlich prahlen können, die unser Unternehmen transformieren und die uns den Atem verschlagen.
Was zählt, ist die Marke Ich. Und nicht das große Unternehmen. "Heute müssen wir unser Schicksal unmittelbar selbst in die Hand nehmen." Dabei stellt er sich vor, wie sich jedermann von Projekt zu Projekt bewegt, von Auftrag zu Auftrag. "Nicht Unternehmen, sondern globale freiwillige Interessengemeinschaften bilden unser Fundament." Die Schlussfolgerung: Tod dem Bürosklaven. Es lebe der "Agent in eigener Sache".

Die Frauen kommen: Trends.


Peters Cover Trends!Frauen entscheiden, was gekauft wird: Seien es Konsumgüter (83 Prozent), Möbeleinrichtungen (94 Prozent), der Urlaub (92 Prozent) oder Autos (60 Prozent). Das belegen Studien, schreibt Peters. Er klagt, dass wir den Markt in Kleinstsegmente zerlegen und die Frauen als eine "Nische" behandeln wie andere auch. "Aber wir müssen aufwachen und uns der Wahrheit stellen: Frauen sind in fast allen Bereichen die wichtigsten Käufer", ist er überzeugt. Und fordert deshalb eine komplette Neuausrichtung der Unternehmen. Statt die Marke rosa anzustreichen. Diese Neuausrichtung müsse in einer Art und Weise geschehen, wie Frauen denken, handeln und einkaufen. Die wichtigste Lektion aus dem Verständnis der weiblichen Geschlechterkultur: die Bedeutung der Schnittstelle Mensch. "Frauen wollen ihre Kundeninformationen von Menschen erhalten. Sie wollen spüren, dass den Unternehmen, mit denen sie zu tun haben, der menschliche Aspekt wichtig ist. Sie wollen die Menschen in diesen Unternehmen sehen und erleben."
Fazit: Wir müssen uns und die Wirtschaft neu erfinden. Mehr den je geht es darum, zu handeln, Akteur und Gestalter zu bleiben - selbstbewusst, selbst organisiert und selbstverantwortlich. Daran erinnert Tom Peters mit dem Nachdruck und der Erfahrung eines Mannes, dessen Lebensinhalt die Wirtschaft ist.

Florian Michl ist freier Mitarbeiter bei changeX.

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© changeX Partnerforum [11.07.2008] Alle Rechte vorbehalten, all rights reserved.


changeX 11.07.2008. Alle Rechte vorbehalten, all rights reserved.

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Florian Michl
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Florian Michl schreibt als freier Autor für changeX.

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