Weise Worte für die Wirtschaft

Die Liebe zur Weisheit, das neue Buch von Andreas Drosdek.

Von Nina Hesse

Sokrates und die Kunst des coachenden Führens, Heraklit und das Change Management, Hannah Arendt und die Verantwortung der Macht - in den Lehren der großen Philosophen gibt es auch für Manager viel zu entdecken.

Mit Hagakure für Manager konnte der Asienexperte einen echten Treffer landen. Begierig ließen sich Führungskräfte über den Weg des Samurai belehren. Drosdeks neues Buch Die Liebe zur Weisheit kommt weniger martialisch daher. Es stellt die wesentlichen philosophischen Lehren von der Antike bis heute kompakt und übersichtlich zusammen und versucht, jeweils den Bogen zu schlagen zum heutigen Management. Was dem Autor erstaunlich gut gelingt. Denn jede große Erkenntnis, jede wichtige Theorie erweist sich auch im modernen Unternehmensalltag als nützlich. Von Sokrates lernt der Manager die Kunst des Dialogs, von Heraklit die Bedeutung des Change Management, von Francis Bacon erfährt er mehr über die Fallstricke des Denkens. Hanna Arendt hält Lektionen über die Verantwortung der Macht parat, Immanuel Kant über die Ethik des Führens. Zeitgemäß ist, dass kaum Kriegerisches dabei ist, viele eher das Fundament für ethisches Verhalten und Moral legen.
Drosdek gliedert jedes Kapitel ähnlich - erst bekommt der Leser einen biographischen Abriss des jeweiligen Philosophen, dann wird er in dessen wichtigste Theorien eingeweiht. Allein das macht das Buch lesenswert, denn Drosdek stellt verständlich und anschaulich 21 Denker vor, die eigentlich jeder kennen sollte. Von Sokrates und Platon bis zu Jürgen Habermas, Jacques Derrida und Peter Sloterdijk. Nur wenige Unbekanntere haben in dieser Hall of Fame einen Platz gefunden, darunter Margaret Cavendish, die Interessantes vertrat, in der Männerriege der klassischen Philosophen wohl aber vor allem die Frauenquote erhöhen sollte. Drosdek macht selbst komplizierte Lehren transparent und nachvollziehbar. Anhand dieses Materials interpretiert Drosdek die weisen Worte und schlägt den Bogen zum Management.

Die Fundamente unserer Kultur.


Weshalb sollte sich ein Manager all das zumuten? "Erfolg und Misserfolg in unserer Zeit sind vielleicht mehr denn je eine Frage der Konzepte, Ideen und Denkstrategien", argumentiert der Autor. Während neue Strategien und Geschäftsideen innerhalb kürzester Zeit vom Wettbewerber nachgeahmt werden könnten, sei "richtiges Denken" auf einer soliden theoretischen Basis viel wertvoller und zudem nicht einfach so zu kopieren. Klingt vernünftig. Doch von einem solchen Buch einen konkreten Wettbewerbsvorteil zu erwarten wäre naiv. Vieles, was die berühmten Philosophen erdacht und gesagt haben, ist inzwischen Allgemeingut - jeder kennt berühmte Zitate wie Sokrates' "Ich weiß, dass ich nichts weiß" oder Laotses "Panta Rhei" (Alles fließt). Auch die Business-Lehren, die Drosdek geschickt und ohne nerviges Berater-Blabla daraus destilliert, sind in Managementbüchern schon ausführlich durchgekaut worden. Von einem menschlichen, authentischen Führungsstil, der die Mitarbeiter über Fragen zur Erkenntnis führt, bis hin zur Unwandelbarkeit des Wandels und dem Wettstreit der Ideen. Mit dem Weg der Samurai konnte Drosdek spannende, für den westlichen Kulturkreis neue Ideen anzapfen, diesmal buchstabiert er aus, was ohnehin die Grundlage unserer Kultur ist.

Für jeden die passende Lehre.


Was Drosdeks Buch nicht entwertet. Auf den Seiten seines Buchs gibt es viel zu entdecken, weniger bekannte Zitate und vielschichtige Gedanken. Es ist spannend, diesen prägenden Ideen auf den Grund zu gehen, sie zu ihrem Ursprung und Urheber zurückzuverfolgen. Und im Gegensatz zu den vielen populären Zitatensammlungen vermittelt Drosdek echtes Wissen, indem er den Kontext dazuliefert, Leben und Werk der Philosophen schildert. Als Geschenkbuch ist sein Werk ideal.
Praktisch ist natürlich, dass sich mit Drosdeks Hilfe mühelos Bildung aufladen lässt. So gut wie jeder Manager wird in den vielen, sich zum Teil widersprechenden Thesen und Theorien eine Lehre finden, die den eigenen Überzeugungen entspricht. Sodann helfen die Zitate, die eigene Autorität mit Hilfe der bekannten Philosophen zu untermauern. Wer auf den Wert der Erfahrung pochen möchte, der zitiert am besten den berühmten schottischen Philosophen David Hume - die Umwelt wird in Ehrfurcht erstarren. Wer es darauf abgesehen hat, seine Rolle als Führungskraft zu rechtfertigen, der kann bequem auf Descartes zurückgreifen, wer Leistung und Mut betonen will, der zieht ein paar passende Worte von Friedrich Nietzsche aus dem Hut. Seine für Manager schmeichelhafte, wenn auch nicht so recht zeitgemäße These: Die meisten Menschen sind Schafe, und Führungskräfte sind mutige Übermenschen, nur sie können die Herde führen. Gut, dass Kant den Leser ein paar Seiten weiter wieder auf den Boden zurückholt: "Kein Mensch ist so wichtig, wie er sich nimmt."

Nina Hesse ist freie Mitarbeiterin von changeX.

Andreas Drosdek:
Die Liebe zur Weisheit,
Campus Verlag, Frankfurt/New York 2003,
204 Seiten, 24,90 Euro,
ISBN 3-593-36897-8
www.campus.de

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: Die Liebe zur Weisheit.. Campus Verlag, Frankfurt/New York 1900, 204 Seiten, ISBN 3-593-36897-8

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