"Jeder hat das Potenzial, Unternehmer zu sein", ermunterte Preisträger Faltin bei der Preisverleihung potenzielle Nachwuchsunternehmer. Faltin ist davon überzeugt, dass einzelnes unternehmerisches Handeln zur Perspektive einer ganzen Generation werden kann. Und dass auch weitgehend kapitallose Unternehmer ohne eingehende betriebswirtschaftliche Ausbildung weit kommen können. Nicht nur für Faltin, sondern auch für die Gründerpreis-Jury zählt in erster Linie die hinter der Teekampagne stehende Gründungsidee: Dabei geht es nämlich nicht nur um den bahnbrechenden Erfolg, der sich mit dem Vertrieb nur einer einzigen Teesorte bereits einstellte. Vielmehr liegt der Knackpunkt in einem Geschäftsmodell, das für ein arbeitsteiliges, modulares Unternehmensmodell plädiert - ein Prinzip, das damit wirbt, sich auch auf andere unternehmerische Initiativen übertragen lassen zu können.
Labor für Entrepreneurship.
Das von der Jury gerühmte "Labor für Gründungsideen" hat seinen Sitz an der Freien Universität Berlin. Hier leitet Günter Faltin seit Jahren den Arbeitsbereich Entrepreneurship und hier gründete er bereits 1985 die Projektwerkstatt GmbH. Deren "Teekampagne" machte das Unternehmen zum Marktführer des innerdeutschen Teeversands und zum weltgrößten Importeur von Darjeeling-Tee. Mit der Spezialisierung auf diese eine Teesorte fuhr das Unternehmen bislang also mehr als gut; und zwar auch ohne kostenintensiven Zwischenhandel und wenig umweltfreundliche Kleinverpackungen. Die Intention dahinter: Durch Großpackungen Material und Transport sparen, Handelskosten reduzieren, um hochwertige und preisgünstige Produkte anbieten zu können. Mehr noch: Der Projektwerkstatt geht es auch um eine "andere Art des Wirtschaftens", die einer "zukunftsfähigen Ökonomie" dienen soll. Faltin begreift die deutsche Wirtschaft als "Baukasten", deren Bauteile sich in unterschiedlichsten Varianten kombinieren lassen. Einige davon hat die Projektwerkstatt bereits mit Erfolg erprobt. Das Unternehmen will nämlich nicht nur "Neues denken", sondern dieses auch umsetzen. Denn: Die deutsche Ökonomie sei viel zu wichtig, um sie allein prozessoptimierenden Ökonomen und bürokratischen Businessplänen zu überlassen (Foto: Laudatorin Annette Roeckl ist selbst Kundin der Teekampagne).
Seine Reformvorstellungen für die bestehende deutsche Gründungslandschaft brachte der erfolgreiche Querdenker besonders in seiner jüngsten Publikation Kopf schlägt Kapital von 2008 zum Ausdruck. Für Faltin gehen Theorie und Praxis Hand in Hand. In seinem "Labor für Entrepreneurship" arbeitet der Autor daran, seine eigenen Theorien und sein Plädoyer für eine offenere Gründerkultur in der Praxis zu überprüfen und umzusetzen. Offensichtlich sehr erfolgreich. Nicht umsonst lobte ihn die Gründerpreis-Jury für einen "gelungenen Transfer von der Wissenschaft in die Praxis". Als Initiator mehrerer erfolgreicher Start-ups ist Faltin zudem bereits Preisträger des Award "For Bringing Entrepreneurial Vitality to Academe" der Bostoner Price-Babson-Foundation.
Nicht nur in Hinblick auf den Gründerpreis können diejenigen, die Faltin lange Zeit für einen weltfremden Professor mit Unternehmer-Tick hielten, nur staunen: Denn faire Preise gibt es bei Faltin nicht nur für die Teebauern, sondern auch für die Kunden. Und nun gab es noch einen Preis für einen erfolgreichen Unternehmer obendrauf.
Günter Faltin:
Kopf schlägt Kapital.
Die ganz andere Art, ein Unternehmen zu gründen.
Carl Hanser Verlag, München 2008,
248 Seiten, 19.90 Euro.
ISBN 978-3-446-41564-5
www.hanser.de
Über und von Günter Faltin erschienen auf changeX:
Gebilde aus Ideen.
Wie wir Unternehmen virtuell denken können - ein Essay von Günter Faltin. >>
Entrepreneurship ahoy.
Im Berliner Labor für Entrepreneurship wächst eine offene Kultur des Unternehmerischen - eine Reportage von Anja Dilk. >>
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Zum Buch
Günter Faltin: Kopf schlägt Kapital. Die ganz andere Art, ein Unternehmen zu gründen.. Carl Hanser Verlag, München 2008, 248 Seiten, ISBN 978-3-446-41564-5
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