Aus Schaden wird man klug

Serie Gründergeist 40: Hilfe, ich habe gegründet! - Sascha Sudens beispielhafter Gründungsratgeber
Text: Jost Burger

Sascha Suden scheiterte als Unternehmer. In seinem Buch schildert er, welche Fehler er machte - und was Gründer aus ihnen lernen können. Ein im Wortsinne beispielhaftes Buch. Denn man lernt am besten aus Geschichten. Nicht aus Checklisten und Tabellen.

cv_suden_140.jpg

Vertrauen ist gut, aber noch mal Durchlesen ist besser. Das erfuhr Sascha Suden auf recht eindrückliche Art. Er hatte sich auf die mündlichen Verhandlungen über die Miete seines Ladengeschäfts verlassen und den Vertrag dann, ohne ihn noch einmal zu lesen, unterschrieben - und fiel aus allen Wolken, als nach einem Jahr die doch per Handschlag ausgeschlossene Mieterhöhung ins Haus trudelte. Damit aber war seine Kalkulation Makulatur. 

Das ist nur einer der vielen Fehler, die Suden in seinem fünfjährigen Leben als Selbständiger unterlaufen sind, von dem er in seinem Buch Hilfe, ich habe gegründet! erzählt. Am Ende war es die Summe aller Fehler, die seinem Laden für Blumen, Möbel und Accessoires in Berlin den Garaus machte. Damit anderen das nicht passiert - vor allem frisch Gegründeten oder Menschen, die sich mit dem Gedanken einer Firmengründung tragen -, schildert er sie alle, die kleinen und großen Versäumnisse, Sorglosigkeiten und regelrechten Dummheiten.  

Und liefert damit ein Buch ab, das seinesgleichen sucht. Konsequent nach dem Prinzip "Aus Fehlern lernen" geschrieben, schildert er, was bei der Mitarbeiterauswahl schiefgehen kann, wieso man sich mit Zahlen beschäftigen muss, warum ein Angebot noch kein Auftrag ist und was es eigentlich mit dieser Liquiditätsplanung auf sich hat.  

Dabei kommt ein Werk heraus, das selbst für Nichtgründer ein Lesegenuss ist. Denn Suden, ausgebildeter Journalist und seit seinem Scheitern wieder in diesem Beruf tätig, beschreibt seine fünf Jahre als Ladenbetreiber quasi als Folge von Schlüsselszenen in einem Stück namens "Wie man eine Geschäftsidee ruiniert" - lebensnah und bei aller Dramatik durchaus unterhaltsam. Um dann der lesenden Zielgruppe, für die Problematik sensibilisiert, handfesten Rat zu liefern, wie man’s besser macht. Unterstützt wird er dabei von vier Experten - einem Rechtsanwalt, einem Psychologen, einem Kaufmann und einer Imageberaterin -, die in kleinen Textkästen immer wieder kommentieren, Hinweise geben und manchmal sogar widersprechen.  

Am (schlechten) Beispiel lernt man am besten - das beweist Suden mit seinem Buch ganz sicher. Und wirkt umso glaubwürdiger, als er, in unserem Land selten, sehr offen mit seinem Scheitern umgeht. Bis hin zur Schilderung der Selbstmordgedanken, die er hegte, als die Abwicklung des Unternehmens schon anstand und er wusste, dass er auf einem riesigen Schuldenberg würde sitzen bleiben. Und gerade deswegen ist Hilfe, ich habe gegründet! ein Muss für jeden, der sich selbständig machen will. Denn aus Schaden (auch wenn es der von anderen ist) wird man klug.  


changeX 28.09.2011. Alle Rechte vorbehalten, all rights reserved.

Artikeltools

PDF öffnen

Ausgewählte Beiträge zum Thema

Wegweiser zum Glück des freien Arbeitens

Serie Gründergeist 39: Der Freiberufler-Atlas - Martin Massows Navigationshilfe auf dem Weg in die Freiberuflichkeit zur Kurzrezension

Ausgewählte Links zum Thema

Zum Buch

: Hilfe, ich habe gegründet!. Wie aus kleinen Fehlern eine große Krise wurde. Ein Erfahrungsbericht mit Tipps zum Bessermachen. Linde Verlag, Wien 2010, 176 Seiten, 20.50 Euro, ISBN 978-3-709303023

Hilfe, ich habe gegründet!

Buch bestellen bei
Osiander
genialokal
Amazon

Autor

Jost Burger
Burger

Jost Burger ist freier Journalist in Berlin. Er schreibt als freier Mitarbeiter für changeX.

nach oben