Abschied vom Vitaminkult

Gunter Frank leitet Führungskräfte zum Gesundheitscheck an.

Von Sylvia Englert

Auf seinen Körper zu hören und nicht auf die Ratschläge dubioser Ratgeber ist laut Gunter Frank die beste Strategie.

Statistisch gesehen ist es nicht besonders gesund, eine Führungskraft zu sein: Manager haben häufiger Verdauungsbeschwerden, Kopf- und Rückenschmerzen, Schlaf- und Herzrhythmusstörungen. Doch wie vorbeugen? Der eine Ratgeber empfiehlt hohe Dosen des "Biopower"-Vitamins C, der nächste Magnesium als "Salz der inneren Ruhe" - schlechte Gesundheitsratschläge gibt es zuhauf. Genüsslich demontiert Gunter Frank, selbst Dr. med., die Empfehlungen der Fitness-Wellness-Gurus und widerlegt auch reichlich andere populäre Glaubenssätze durch aktuelle Studien. So zum Beispiel, dass Milch gut gegen Osteoporose sei (ist inzwischen widerlegt), dass Müsli eine positive Wirkung auf die Gesundheit habe (Müsli-Esser haben überdurchschnittlich oft Verdauungsprobleme durch ihre Körner) oder dass Margarine besser sei als Butter (im Gegenteil, was die Hersteller eher zögerlich zugaben). Und die tägliche Überdosis Vitamintabletten erwies sich als eher schädlich.
"Auf den Appetit hören! Langfristig spürt unser Bauch sehr wohl, was ihm gut tut" ist Gunter Franks Ratschlag an den gesundheitsbewussten Manager. Im Unternehmensalltag bedeutet das wohl, dass sich angesichts der in brauner Soße ertränkten Kantinenmenüs so mancher instinktiv zur Salatbar rettet. Aber auch Geschäftsessen sind, so Frank, nicht unbedingt ein Genuss für den Körper: Da eine solche Mahlzeit meist eine Stresssituation bedeutet, liegt sie wie Blei im Verdauungstrakt.
Auch beim Sport mutet Gunter Frank Führungskräften kein sonderlich schweißtreibendes Programm zu: Bewegung ja, so seine Empfehlung, aber bitte freiwillig. Stundenlanges Jogging ist nicht notwendig, dreimal wöchentlich eine halbe Stunde Radfahren, Schwimmen oder schnelles Gehen reichen aus, um den Körper auf Trab zu halten. Gegen den Stress helfen Yoga und Autogenes Training, aber auch ein fester Rhythmus im Alltag, regelmäßige Essenszeiten und kleine Rituale wie ein Minispaziergang am Nachmittag. Doch natürlich kommt es für den maßgeschneiderten Gesundheitsplan, der im letzten Drittel des Buches Thema ist, darauf an, was für ein Typ Sie sind. Sind Sie, so Gunter Franks Beispiel, wie Sabine Christiansen - durchsetzungsfähig und selbstbewusst? Oder ein eher integrierender, zurückhaltender Typ wie Angela Merkel? Oder gar wie Werner Piëch ein verschlossener Ingenieur mit viel Detailkenntnis?
Eigentlich müsste man nach Lektüre dieses Buches geläutert Kräutertee statt Kaffee trinken, ein Mittagsschläfchen auf dem Schreibtisch halten und zu Fuß zur Arbeit kommen. Doch scheele Blicke der Kollegen sind in einem solchen Programm oft inbegriffen.

Gunter Frank:
Gesundheitscheck für Führungskräfte.
Ihr persönlicher Weg zu mehr Leistungsfähigkeit jenseits aller Moden,
Campus Verlag 2001, 264 S., 44 Mark

Sylvia Englert, Journalistin und Buchautorin, ist Redakteurin bei changeX.

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