Die Weichen stellen für die Zukunft

Der Strategie-Prozess, das neue Buch von Markus Venzin, Carsten Rasner und Volker Mahnke.

Von Nina Hesse

Eine kluge strategische Planung entscheidet oft über Wohl und Wehe eines Unternehmens. Drei hochkarätige Autoren erläutern, worauf es dabei ankommt und wie man die kitzelige Balance zwischen Flexibilität und Stabilität hinbekommt. Denn Wandel hin oder her - ständige Umstrukturierungen überfordern die Mitarbeiter.

Ausführliche Hilfestellungen.

Der rote Faden des Buches ist die besagte Strategiearbeit, die Weichenstellung für die Zukunft des Unternehmens. Venzin, Rasner und Mahnke haben sie in neun Schritte aufgegliedert: Erst gilt es, eine Analyse des Marktes und der Firma durchzuführen, anschließend werden die Vision und eine langfristige Entwicklungsstrategie für das Gesamtunternehmen und einzelne Geschäftsbereiche entwickelt. Anschließend kann man darangehen, die Strategie umzusetzen. Jeden Schritt unterstützen die Autoren mit praktischen Übersichten ("Fragen an das Management" werden "Managementinstrumente" gegenübergestellt) und solidem Wissen, leider etwas trocken aufbereitet. Sie vermitteln neben einer Fülle von theoretischen Informationen (Wie funktioniert die strategische Leistungsmessung?) auch ganz praktische Hilfestellungen: Wie organisiere ich einen Strategie-Workshop? Seite für Seite ist das Handbuch ein wertvoller Leitfaden für die Praxis: Wie erstelle ich ein Projekt-Portfolio, setze darin Prioritäten und steuere die Diversifikation? Wie entwickle ich Synergien und verknüpfe Aktivitäten in der Wertschöpfungskette? Wie meistere ich beim Entwickeln einer Vision den Balanceakt zwischen Flexibilität und Stabilität? Wie entwerfe ich eine Kostenführerschaftsstrategie?
Beim Thema Umsetzung der Strategie geben die Autoren ihren Lesern nicht sehr zeitgeistige, dafür aber wahrscheinlich sehr sinnvolle Worte mit auf den Weg: Man sollte, so raten sie, nicht auf ständigen Wandel setzen, das überfordert die Mitarbeiter nur. Sondern das Unternehmen nach dem Prinzip "Unfreeze - Move - Refreeze" verändern, also immer auch auf Stabilität achten. Von unzähligen Reorganisationen gestresste Mitarbeiter werden es den Autoren danken.

Der Weg ist das Ziel.

Strategie ist - so die Autoren - ein kreativer Prozess, man braucht die richtige Einstellung dafür. Und den Mut, Komplexität zu reduzieren: "Hunderte von Folien machen noch keine Strategie aus." Aber auch wenn man auf Mammut-Präsentationen verzichtet, Strategieplanung ist eine Menge Arbeit. Und langfristige Überlegungen werden oft schmerzhaft von der sich wandelnden Wirklichkeit überholt. Lohnt sich der ganze Aufwand also überhaupt? Schon beim Wort "Strategie-Workshop" gruselt es viele Manager, die meisten sind wenig begeistert über die jährliche Einladung und empfinden die ganze Veranstaltung als Zeitverschwendung oder rein formalen Prozess, der mit dem wirklichen Geschäft wenig zu tun hat. Dass gründliche strategische Planung kein Allheilmittel ist, wissen auch Venzin, Rasner und Mahnke. Sie geben zu, dass der Output von Strategieprozessen wenig zur Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens beiträgt, weil das Umfeld unberechenbar ist und eine erfolgreiche Strategie ihre Wirkung erst nach drei oder vier Jahren zeigt. Aber sie argumentieren: "Die Gespräche und Erfahrungen während des Strategieprozesses sind meist wichtiger als der eigentliche Output, der strategische Plan." Das tröstet.

Markus Venzin / Carsten Rasner / Volker Mahnke:
Der Strategie-Prozess.
Praxishandbuch zur Umsetzung in Unternehmen,
Campus Verlag, Frankfurt/New York 2003,
240 Seiten, 39.90 Euro,
ISBN 3-593-37099-9
www.campus.de

Nina Hesse ist freie Mitarbeiterin von changeX.

© changeX Partnerforum [27.06.2003] Alle Rechte vorbehalten, all rights reserved.