In diesem Zusammenhang ist es deshalb auch hilfreich, wenn man weiß, mit wem man es in China eigentlich zu tun hat. Wer sich in deutschen Managerkreisen umsieht, hört immer wieder die gleichen Verdachtsmomente. Die Gedankenwelt chinesischer Verhandlungspartner bleibt uns fremd und verschlossen. Die Folge: Es kommt zu Missverständnissen, Fehlinterpretationen und falschen Rückschlüssen. Deshalb ist es zunehmend immer wichtiger, sich stärker mit den chinesischen Denk- und Lebenswelten zu beschäftigen. Nur wer sie verstehen will, wird morgen gute Geschäfte im Reich der Mitte machen.
Hinter dem Lächeln den Dolch verbergen.
Der Freiburger Sinologe Harro von
Senger ist, wenn man so will, der beste diesbezügliche
Fremdenführer, den man hierzulande finden kann. Ein ausgewiesener
Experte in Sachen chinesischer Philosophie und Lebenskunst.
Erstaunlich gut lesbar übersetzt er seit vielen Jahren jene
Erkenntnisse, die auch das Denken chinesischer Manager prägen.
Zahlreiche Bücher und Artikel zieren seinen Publikationsweg. In
seinem neuesten Buch zeigt er uns den hohen Stellenwert der List
in Alltag und Beruf. Mit List meint er "etwas Außergewöhnliches
erzeugen, um den Sieg zu erringen". Schlau ist in China, wer
listig im Sinne einer verblüffenden Problemlösung ist. Was
natürlich ein völlig anderes Verständnis als in Europa
voraussetzt, wo List eher mit Arglist und Täuschung gleichgesetzt
wird.
Strategeme sind, so Senger, Techniken der List, mit denen
man gewisse Ziele erreichen kann. Es gibt sechs Arten - von den
Verschleierungs-Strategemen, welche die vorhandene Wirklichkeit
verbergen ("Hinter dem Lächeln den Dolch verbergen"), bis hin zu
den Flucht-Strategemen, die dem Selbstschutz dienen und eine
prekäre Situation vermeiden sollen ("Rechtzeitiges Weglaufen ist
bei sich abzeichnender völliger Aussichtslosigkeit das Beste").
Auffallend ist dabei vor allem, dass alle chinesischen
Strategeme nicht moralisch oder ethisch begründet werden, sondern
einfach nur nüchterne Werkzeuge sind, um ans Ziel zu gelangen.
Auch dies ist ein erheblicher Unterschied zum europäisch
aufgeklärten Denken, wo die ethische Begründung das Handeln
bestimmt. Wie gesagt: Strategeme sind in China nur Werkzeuge, ob
man sie konstruktiv, destruktiv oder ethisch begründet einsetzt,
spielt keine große Rolle. Das aber sollte man wissen, wenn man
demnächst mit einem lächelnden chinesischen Manager verhandelt.
Denn für den gilt das Über-den-Tisch-ziehen als höchste List und
ist keineswegs moralisch verwerflich. So sagt das Strategem Nr.
12: "Mit leichter Hand das Schaf wegführen", sprich: jede
Geschäftschance erkennen und sofort ausnutzen. Der eigene Vorteil
steht über dem Ganzen.
Fazit: Ein absolutes Standardwerk für alle, die wissen
wollen, was alles hinter dem Lächeln eines chinesischen
Verhandlungspartners stecken kann. Am besten, man wappnet sich
beizeiten. Dieses Buch ist der erste Schutzpanzer, den man dafür
anlegen kann.
Harro von Senger:
36 Strategeme für Manager.
Carl Hanser Verlag, München 2004,
222 Seiten, 19.90 Euro,
ISBN 3-446-22844-6
www.hanser.de
Nina Hesse ist freie Autorin bei changeX.
Zum changeX-Partnerportrait: Hanser Verlag.
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Zum Buch
Harro von Senger: 36 Strategeme für Manager. . Carl Hanser Verlag, München 1900, 222 Seiten, ISBN 3-446-22844-6
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