Mich persönlich beeindruckte ein Gedicht von René Schmidt, 20 J.: "Und statt oder":
Moslems oder Serben
Frieden oder Krieg
Verlust oder Sieg
Jetzt oder Nie
Wir oder Sie
Häuser statt Scherben
Lachen statt Trauern
Brücken statt Mauern
Blumen statt Eis
Bunt statt schwarzweiß
Moslems und Serben
Gleich und verschieden
Hassen und lieben
Du und Massen
Leben und leben lassen."
Düsterkeit, Hoffnung, Anderssein.
Als 1997 die Arbeitslosigkeit auf über vier Millionen Menschen anstieg, war das ein großer Skandal. Aus aktuellem Anlass fragten wir im zweiten Thema nach der "Zukunftsarbeit". Kirsten Fuchs, 19 Jahre, schrieb dazu "Die Immerarbeit":
"es
gibt
gab
wird
immer
Kranke
Krankheit
die trotz
Prognose
die trotz
Diagnose
ausbricht
Thrombose
Narkose
danach
Versorgung
sorgen
Scheißarbeit
Kotzarbeit
Pissarbeit
Blutarbeit
Tränenarbeit
Schweißarbeit
und
bleibt
Handarbeit
Menschenarbeit
immer."
Lilian Franck, 26 Jahre, beschrieb
fünf Stationen der Arbeitssuche: "Station 2. Nach verzweifelten
Suchaktionen lande ich immer wieder bei irgendwelchen
humanistischen Vereinen oder sektenähnlichen Verbänden, die mich
trösten wollen, anstatt mir eine Arbeit zu verschaffen. Ich will
mich aber nicht trösten lassen. Ich will ganz viel leiden, mein
Leid soll mich zwingen, ungeahnte Energien für die Arbeitssuche
zu mobilisieren." Ein Juror vermisste Visionen unter den
Beiträgen. Die Frage, ob er sie Jugendlichen vermitteln würde,
konnte er allerdings auch nur verneinen.
Aus der düsteren Stimmung leitete sich für 1998 das Thema
"Hoffnung" ab. Eine Flut von 500 Beiträgen überrollte uns, was
uns hoffnungsvoll stimmte. Hoffnung wurde vielfach sehr konkret
aufgefasst; nur tätige Hoffnung sei echte Hoffnung. Poetischer
fasste es Jessica Haß, 13 Jahre, in Worte. In ihrem Gedicht
"Anfang und Ende" schrieb sie dazu:
"Zuerst ist der Anfang
Mit dem alles beginnt
Dem ein Jedes entspringt
Der die wunderbarsten Dinge hervorbringt
Und wir sind froh
Daß es einen Anfang gibt
Doch dann
Kommt das Ende
Zuerst ist das Leben
Und entfaltet sich
Und verbreitet sich
Und liebt seine Geschöpfe
Findet seinen Weg
Immer und überall
Und die Geschöpfe sind froh
Daß sie leben
Doch dann
Kommt der Tod
Zuerst ist die Sonne
Und erstrahlt
Und teilt das Licht mit den Sternen
Und ist wunderschön
Und küsst die Erde
Und den Mond
Und leuchtet
Und weist den Weg
Und ist froh
Daß sie da ist
Doch dann
Kommt die Nacht
Zuerst ist der Himmel
Und ist rein und klar
Und blau
Strahlend schön
Erfrischend mild
Und unendlich weit
Ganz nah
Und doch weit weg
Und ist froh
Daß er so schön ist
Doch dann
Ziehen Wolken auf
Zuerst ist die Erde
Aus dem Boden wächst ein Sproß
Und streckt seine Arme
Und will das Licht sehen
Will die Sonne berühren
An dem Arm wächst eine Knospe
Die noch schläft
Dann erwacht
Und aufgeht nach dem langen Schlaf
Und das Blatt wächst
Und grünt
Und ist froh
Daß es die Sonne sehen darf
Doch dann
Kommt der Winter
Zuerst ist der Vogel
Er fliegt
Und sehnt sich nach dem Himmel
Fliegt immer höher
Bis in die Unendlichkeit
Und liebt die Freiheit
Die er hat
Und breitet die Flügel aus
Gleitet durch die Luft
Und singt das Lied
Der Nachtigall
Und ist froh
Daß er zu fliegen vermag
Doch dann
Kommt die Windstille
Zuerst ist das Licht
Und wärmt
Und leuchtet
Und erhält
Liebt die Sonne
Und den Mond
Auch die Sterne
Und streicht sanft die Erde
Und wir sind froh
Das Licht zu sehen
Doch dann
Kommt die Dunkelheit
Doch zuallererst ist der Weg
Den jeder findet
Der Anfang
Das Leben
Die Sonne
Der Himmel
Die Erde
Der Vogel
Das Licht
Der Weg, der immer da ist
Weil in jedem Ende auch ein Anfang liegt."
1999 riefen wir auf zum Thema "Ganz anders". Es kam eine wilde Mischung an 521 verschiedensten Themen, Bildern und Texten. Peter Klaiber, 21 Jahre, schrieb über "Anz Ganders":
"Sowieso gab es eigentlich gar nichts an Anz auszusetzen. Er bot keine richtige Angriffsfläche: weder richtig groß, noch klein; weder dumm noch schlau; weder reich noch arm. Er war kein Wortführer und kein Mitläufer, aber auch kein Außenseiter. Was war Anz? Ganz anders. ... Gerne würde ich mich bei ihm für diese wundersamen, gemeinsamen Stunden im Café bedanken. Oft muss ich an ihn denken und dann stelle ich mir vor, dass er vielleicht gerade mit einem anderen ... irgendwo in einem Café sitzt und ihm gerade sein Leben erklärt. Da sitzt Anz dann, hört zu und spricht unauffällig aber doch eindringlich. Sein Gegenüber begreift gar nicht so recht, was da mit ihm geschieht. Er ist gefesselt von Anz Worten, muss ihm zuhören. Danach weiß er nicht mehr, über was man gesprochen hat. Nur noch ungefähr. Aber er spürt diesen Zauber, diesen rauschartigen Zustand, in den ihn Anz Gegenwart versetzt hat. Etwas verwirrt verlässt er das Café und nimmt zunächst seine Umwelt überhaupt nicht wahr. Das, was er immer um sich herum gesucht hat, hat er in sich selbst entdeckt. Er spürt eine Kraft in sich aufsteigen, die ihn abhebt von der großen Masse, die ihm das Gefühl gibt, das zu sein, was Anz Ganders wohl schon das ganze Leben lang ist: ganz anders."
Glaube und Sinn.
2003 wurde anlässlich des ersten
ökumenischen Kirchentags der Wettbewerb zum Thema "mein Glaube -
dein Glaube - kein Glaube" ausgeschrieben und die Bilder auch auf
dem Kirchentag ausgestellt. Die 12-jährige Johanna Kaden fragte
angesichts der Krankheit ihrer Mutter: "Ist der Tod die einzige
Lösung?" Annika Pretzsch, 14 Jahre, schreibt über "Lauras
Glaube":
"Der nächste Tag kam, Weihnachten. ... Gab es den
Weihnachtsmann nun oder nicht? ... Wenn es eine Lüge war, was
könnten ihre Eltern ihr dann noch alles verschweigen? Sie wollte
darüber lieber erst gar nicht nachdenken. Nach dem Essen kam die
Bescherung. Laura bekam vieles, was sie sich gewünscht hatte,
doch von wem? ... Sie lag wach in ihrem Bett und starrte die
Decke an. Also gibt es dich doch nicht, Weihnachtsmann. Du bist
ein elender Schwindler!, dachte sie. Sie war enttäuscht ... nahm
ihr Tagebuch ... und schrieb all ihren Kummer hinein ... Unter
ihrem nächtlichen Eintrag stand in goldener Schrift: Gib niemals
den Glauben an das Unmögliche auf. Denn wer weiß, vielleicht wird
es ja wahr. Der Weihnachtsmann. Laura klammerte sich an den
Schlüssel. Sie hatte ihn die ganze Nacht um den Hals getragen."
Viele Themen beschäftigten sich auch mit religiösem
Glauben. So schreibt Johanna Poblotzki, 16 Jahre, in "Jeanne":
"Ich befinde mich auf einem schwarzen Felsplateau. Ein dunkles
Kreuz erhebt sich darauf, dessen Spitze den Himmel zu berühren
scheint. Der Himmel ist von schwarzen Wolken verhangen, Blitze
zucken herab und Stürme toben. Doch hier oben bei Dir ist es ganz
still. Das Tosen des Windes hört man nur wie durch eine dicke
Schicht aus schwerem Samt. Inmitten des Unwetters, das das Land
heimsucht, knie ich vor dem Kreuz, an dem Du hängst. Meine Arme
umschlingen Deine Beine mitsamt dem Kreuz, mein Kopf ruht auf
Deinen angewinkelten Knien. Ich kann spüren, wie Du bei jedem
schmerzhaften Atemzug die Muskeln spannst. Ich halte Dich ganz
fest umklammert und es ist seltsam, denn durch meinen starken
Griff scheinst Du Halt zu gewinnen. Das Atmen fällt Dir leichter
und Dein Gesicht entspannt sich ein wenig. Auch mir gibt die
Berührung Kraft und ein tiefer Friede breitet sich in meinem
Herzen aus. Manchmal flüsterst Du leise: 'Jeanne, meine kleine
Jeanne ...' und wenn ich dann meinen Kopf hebe und Dir in die
Augen schaue, dann sehe ich Deine endlose Liebe."
Eine Gruppe Jugendlicher brachte eine Fotografie, die zwei
Seiten hatte; von der einen Seite sah man die Gruppe hinter einem
Zaun sitzen, der sie gefangen hielt. Von der anderen Seite sah
man dieselbe Gruppe frei vor dem Zaun und dazu einen Bibelvers
über die Befreiung durch die Liebe Gottes.
Mit dem Thema "LebensSinn" 2004 wollten wir die weltliche
Variante des Glaubens-Themas ergründen. Es wurde wie jedes Jahr
eine eindrucksvolle Ausstellung und eine sehr lebendige
Preisverleihung mit Live-Auftritten von vier Bands und
MusikerInnen, mit einem Impro-Theater-Auftritt, viel Leben und so
viel Sinn, dass im Anschluss einige neue Freiwillige ins
Vorbereitungsteam für den comeseedo 2005 kamen und diesen ein
Jahr lang mit vorbereitet haben. Enttäuscht sein werden sie
sicher nicht: Die Jurys hatten bisher immer großen Spaß zusammen
und waren Jahr für Jahr freudig erstaunt über die Tiefe und
Qualität der Texte, der Musik und der Filme.
2005: Global Players.
2005 ist das Thema "Global Players - die Welt - die Anderen - Ich". Wir fragen nach deinen persönlichen Assoziationen zu diesem Thema. Wir fragen nach dem Menschen als Global Player. Wir fragen nach non profit-Organisationen, die weltweite Global Players sind. Wir fragen nach individuellen Sichtweisen und Erfahrung in einer globalisierten Welt. Einsendeschluss ist der 10. Oktober 2005, Partner sind in diesem Jahr changeX, Uncle Sallys, Gullivers Reisen, STA Travel GmbH, Ferrero, Weihenstephan, Villa Volunteer / Xenos Leadership Exchange, Die Wille gGmbH, u.a.. Träger ist die Now&Next e.V.
Wir freuen uns auf viele Beiträge!
Isa Hocke, Andreas Pilz, Raúl Semmler, Robby Steuding, Renate Lucke, Philip Nicolai, Martin Gaedt.
Mehr Infos unter http://www.comeseedo.de
Der direkte Link zum Download des
Flyers mit allen wichtigen Infos:
http://www.comeseedo.de/comeseedo_flyer_screen.pdf
Der Link zum Plakat:
http://www.comeseedo.de/comeseedo_plakat_screen.pdf
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