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Die 11 Geheimnisse des IKEA-Erfolgs - das neue Buch von Rüdiger Jungbluth.
Von Nina Hesse
IKEA ist nicht nur unheimlich erfolgreich, es ist das, was so viele Marken gerne wären: Kult. Unterhaltsam und faktenreich erzählt Jungbluth den Werdegang von IKEA-Gründer Ingvar Kamprad und seinem Lebenswerk - ohne die weniger schönen Geschichten hinter der sonnigen Kulisse des Konzerns und der lebenden Legende Kamprad zu verschweigen.
Solche Geschichten kennt man eigentlich eher aus Amerika, oder höchstens noch aus Zeiten der New Economy: Da gründet ein 17-jähriger Realschüler ein Ein-Mann-Unternehmen - und macht es zur globalen, höchst erfolgreichen Marke. Er selbst wird zu einem der reichsten Männer der Welt.
Es ist eine spannende Geschichte, die Rüdiger Jungbluth über den Gründer Ingvar Kamprad und sein Lebenswerk IKEA zu erzählen hat. Die erste Hälfte des Buches zeichnet die Entwicklung von Kamprad und seinem Werk nach, die zweite Hälfte widmet sich den Wurzeln des IKEA-Erfolgs, ist ein Lehrstück für allzu nüchtern denkende Manager - denn genau wie der kauzige, eigenwillige und widersprüchliche Kamprad selbst hat IKEA eine unverwechselbare, zuweilen schräge Identität und Kultur, die nichts mit vielen anderen gesichtslosen, stromlinienförmigen Konzernen zu tun hat.

Erfolg von Anfang an.


Seine Kindheit verbrachte Ingvar Kamprad in einer idyllischen Bullerbü-Welt, auf einem Hof im ländlichen Schweden. Schon als Fünfjähriger erwies er sich als äußerst geschäftstüchtig: Er handelte mit praktisch allem, was er in die Finger bekam, und der Kaufmannsladen seines Großvaters faszinierte ihn. Geld zu verdienen spielte in Ingvars Leben früh eine große Rolle, denn die Familie hatte finanziell zu kämpfen. Dadurch, dass der Hof der Familie so abgelegen war, stieg Kamprad schon früh in den Versandhandel ein, der später auch eine der Wurzeln des Möbelgeschäfts bilden würde.
Ausführlich schildert Jungbluth, was erst spät an die Öffentlichkeit gedrungen ist - dass Ingvar ein Anhänger der Nazis war und es lange blieb. Seine resolute Großmutter Fanny, einer der wichtigsten Menschen in Kamprads Leben, wurde nach Anschluss ihres geliebten Sudentenlands an Deutschland begeisterte Nazi-Verehrerin, und auch sein Vater war Hitler wohlgesonnen. Sicher auch deshalb schloss sich Ingvar schon als Junge der "nordischen Jugend" an, einem Äquivalent der Hitlerjugend, und genoss das Gemeinschaftsgefühl dort. Noch lange blieb er der Ideologie der Nazis verbunden, auch wenn davon glücklicherweise in seinen geschäftlichen Aktivitäten nichts zu spüren war.
Zu Anfang ist IKEA ein reiner Familienbetrieb, die Zentrale ist der elterliche Hof und die Mitarbeiter gehören fast alle zur Familie. Zunächst gibt es bei IKEA alles Mögliche zu kaufen, vom Füllfederhalter bis zur Brieftasche. Als das erste Möbelstück, ein Sessel, auf große Nachfrage stößt, baut der junge Ingvar das Geschäft zügig aus und konzentriert sich nur noch aufs Geschäft mit Einrichtungsgegenständen. Da er sich keine Artikelnummern merken kann, gibt er seinen Produkten Namen - die eigenwilligen Bezeichnungen sind heute Kult.
Schlag auf Schlag geht es nun mit dem Erfolg. Der Verkauf boomt, weil Kamprad auf Niedrigpreise setzt. Viele Schweden ziehen in diesen Jahren in die Stadt, und sie brauchen günstige Möbel, um ihre kleinen Wohnungen einzurichten. 1953 eröffnet Ingvar die erste Möbelausstellung, 1958 das erste richtige Möbelhaus, der Andrang ist gewaltig. Nur die anderen Player der Branche hassen Kamprad, wegen seiner Niedrigpreispolitik gilt er als Schmuddelkind. Seine Lieferanten bekommen Druck, IKEA zu boykottieren. Raffiniert kontert Kamprad mit immer neuen Firmengründungen, so dass nicht mehr zu erkennen ist, dass IKEA der Besteller ist. Schließlich lässt er notgedrungen in Polen produzieren. Auch die extrem hohen Steuern in Schweden machen Kamprad zu schaffen.

Prägende Jahre.


Ein katastrophaler Exkurs ins Fernsehgeschäft zeigt Kamprad, dass er sich besser weiterhin auf das Kerngeschäft mit Möbeln konzentrieren sollte. Schon früh stellt er die Weichen für die spätere IKEA-Kultur und Strategie, setzt auf günstige, frisch-moderne Möbel guter Qualität. Mit witzigen Aktionen wie kostenlosen Haarschnitten oder einem "Junggesellen-Tag" mit Sockenwasch-Service begeistert er seine Kunden und verärgert er die Konkurrenz. Als das Einrichtungshaus abbrennt, überarbeiten er und sein Team das Einkaufskonzept und führen die Selbstbedienung ein, für die IKEA heute bekannt ist. Außerdem eröffnet im neuen Geschäft erstmalig ein Restaurant. Die Weichen für die Expansion sind gestellt, IKEA erobert Deutschland im Sturm und fasst sogar erfolgreich in China und Russland Fuß. Eisern setzt das Möbelhaus auch dort auf Artikel mit skandinavischem Flair, einziges Zugeständnis an den einheimischen Markt sind in Asien Ess-Stäbchen im Programm.
IKEA gehört zu den wenigen erfolgreichen Konzernen, die bis heute stark von ihrem Gründer geprägt sind. Da Kamprad selbst legere Kleidung bevorzugt, erlaubt er sie auch seinen Angestellten, er führt ein, dass sich alle duzen sollen. Da er selbst ein Workaholic ohne größere Ansprüche ist (bis auf kurze Porsche-und-zu-viel-Alkohol-Entgleistungen), wird auch eine Kultur der Bescheidenheit und Einfachheit Teil von IKEA - dazu gehört allerdings auch eine ziemlich magere Entlohnung der Angestellten.
Auch seine drei Söhne hält Ingvar eher kurz. Er will sie nicht zu verwöhnten Reichensprösslingen heranziehen und vor allem sicher sein, dass niemand sein Lebenswerk in die Finger bekommt und im Erbstreit zerschlägt. Also macht er aus IKEA zur Verblüffung aller eine Stiftung und gibt die Führung zunehmend an junge, fähige Manager ab, die schon ihr ganzes Arbeitsleben bei IKEA verbracht und dessen Kultur quasi mit der Muttermilch eingesogen haben. Für die Söhne baut er andere lukrative Geschäfte auf, damit sie im Erbfall trotzdem nicht am Hungertuch nagen müssen. Um der Steuer zu entgehen, zieht er erst nach Dänemark und dann in die Schweiz.

Nicht sehr geheimnisvoll.


Nach diesem spannenden Bericht über die Aufbaujahre ist der zweite Teil des Buches, der sich der Analyse widmet, für jeden, der schon mal beim blau-gelben Möbelhaus gekauft hat, wenig überraschend. Niedrige Preise, große Mengen und Einsparungen beim Service durch Do-it-yourself des Kunden; ein prägender, lifestylig-junger Design-Stil; eine unverwechselbare Firmenkultur und klare nationale Identität mit hohem Sympathiefaktor und unverwüstlich positivem Image. Dazu die erfolgreichen Restaurants. Daran lässt sich eigentlich kaum noch etwas verbessern - und ob es etwas bringt, diesem Erfolgsrezept nachzueifern, muss die Zukunft zeigen.

Nina Hesse ist freie Mitarbeiterin von changeX.

Rüdiger Jungbluth:
Die 11 Geheimnisse des IKEA-Erfolgs,
Campus Verlag, Frankfurt/New York 2006,
287 Seiten, 24.90 Euro,
ISBN 3-593-37776-4
www.campus.de

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: Die 11 Geheimnisse des IKEA-Erfolgs. . Campus Verlag, Frankfurt/New York 1900, 287 Seiten, ISBN 3-593-37776-4

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