Ohne sie läuft nichts
Der Begriff "Mikrochip" ist inzwischen fast jedem geläufig. Doch was verbirgt sich dahinter?
Niemand hätte geglaubt, dass ein winziges Bauteil, das im Wesentlichen auf Sand basiert und so viel wiegt wie eine Briefmarke, in nur einer Menschengeneration so unentbehrlich werden könnte. Würde man auf einen Schlag alle Mikrochips wegzaubern, stünde die Welt still. Das Porträt einer revolutionären Erfindung.
Jeder weiß, was gemeint ist, wenn er das Wort "Mikrochip" hört. Aber es lohnt sich, genauer hinzuschauen. "Mikrochip" ist nur ein Oberbegriff, in Wirklichkeit gibt es unterschiedliche Varianten der kleinen Halbleiter-Bausteine: Speicherchips, Signalverarbeiter, Controller und Prozessoren. Ohne die so genannten "Signalverarbeiter" und "Mikrocontroller" - intelligente Mikrochips - funktioniert heute kaum noch ein elektrisches Gerät. In jedem Telephon, jeder Waschmaschine, jedem Auto, auch in der industriellen Fertigungsmaschine finden wir diese Kategorie Mikrochips, die die Funktionsfähigkeit und die Funktionen selber steuern. Mikroprozessoren wiederum sind das Herzstück eines jeden Computers - also nicht nur eines PCs oder Laptops, sondern auch eines Servers oder eines jener extrem leistungsfähigen Großrechner, die Wettervorhersagen machen, Atomversuche simulieren, in dem Bereich des dynamischen Molekulardesigns in der pharmazeutischen Industrie neue Medikamente entwickeln oder in der Gentechnologie unentbehrlich sind. In einem normalen PC arbeitet ein Prozessor als Kernstück - in Superrechnern sind es dagegen bis zu 64.000 Stück.
Ein kaum vorhersehbarer Erfolg.
Der Mikrochip ist also sicherlich
die wichtigste technische Erfindung des 20. Jahrhunderts. Der
Mikrochip beeinflusst heute nahezu alles und ist die Basis für
die Informations- und Kommunikationstechnologien und die
Biotechnologie. Auch die Nanotechnologie, von der heute so viel
gesprochen wird, baut auf den Kenntnissen der Mikrotechnologie
und den Erfolgen der Mikrochips auf. Vor 50 Jahren, als bei
Siemens mit der Gründung des Halbleiterwerks in Karlsruhe die
industrielle Produktion von Transistoren, den Bausteinen der
Mikrochips, begann, wäre eine solche Aussage wahrscheinlich mit
Skepsis aufgenommen worden - und in der Hoffnung, dass es so
kommen möge.
Doch jedes Jahr dringen intelligente Mikrochips tiefer in
unser Leben ein. Sie erobern die Steuerung eines Gerätes nach dem
anderen. Kaum eine technologische Entwicklung hat so grundlegend
die Gesellschaft verändert und wird sie auch noch weiter
verändern. Mikrochips integrieren Informationen und Intelligenz
in Produkte. Die wachsende Möglichkeit zur Informationsgewinnung
beschleunigt alle Prozesse und Innovationszyklen. Durch die
Mikroelektronik können wir neue Netzwerke zur Teilung von Wissen
aufbauen und Daten in Sekundenschnelle um die Welt schicken. Sie
ermöglicht flexible Strukturen und erlaubt uns, zu arbeiten, wann
und an welchem Ort wir wollen. So können sich über eine neuen
hochleistungsfähigen technischen Infrastruktur über die ganze
Welt verteilt immer wieder neue Teams von Menschen bilden. Und
das heißt wiederum, dass Entwicklungen vorankommen.
Billionen von Mikrochips sind heute im täglichen Gebrauch.
Statistisch betrachtet hätte jeder einzelne Mensch auf der Welt,
jede Frau, jeder Mann, jedes Kind mehrere leistungsfähige
Computer zur eigenen Verfügung. Doch die meisten Menschen haben
nur eine diffuse Idee von der Existenz dieser Billionen von
kleinen Siliziumchips in den Gegenständen, die sie benutzen. Wir
realisieren selten, was sie eigentlich in unserem Leben bewirken.
Wissen Sie, dass wir vom Aufstehen bis zum Mittagessen
durchschnittlich 70 Mikrochips benutzen?
Ohne Mikrochips steht die Welt still.
Würden wir heute die Mikrochips aus
allen Geräten und Produkten entfernen, in denen sie zu finden
sind, würde die Welt buchstäblich stillstehen. Würden wir nur die
Infineon Mikrochips aus den PCs, den Desktops und Laptops
entfernen, wäre jeder dritte PC weltweit nicht mehr
funktionsfähig. Ohne Mikrochips ließen sich Milliarden von
Computern nicht mehr bedienen. Ohne Mikrochips könnten wir keine
Küche mehr vollständig nutzen, denn der Herd, die Mikrowelle, die
Spülmaschine und die meisten anderen Küchengeräte würden die
Arbeit verweigern. Der elektrische Wecker würde versagen und
Menschen würden verschlafen. Fernseher und Videorekorder zeigten
einen schwarzen Bildschirm. Die Stereoanlage gäbe keinen Ton von
sich. Das Telefon wäre tot. Die Straßenlampen blieben dunkel. Die
Heizungen würden nicht anspringen. Das Auto würde nicht fahren.
Die Flugzeuge könnten nicht mehr vom Boden abheben.
Doch die Auswirkungen wären noch viel tiefer gehend. Die
gesamte industrielle Produktion käme zum Stillstand. Der
Börsenhandel würde zusammenbrechen. Die umfassende elektrische
Versorgung wäre nicht mehr gewährleistet. Der weltweite
Kapitalfluss in Echtzeit würde von einer Sekunde auf die andere
versiegen. Herzschrittmacher blieben stehen. Beatmungsgeräte oder
medizinische Überwachungsgeräte fielen aus. Und das alles nur,
weil mit einem Mal ein winziges Teilchen ausfällt, das im
Wesentlichen auf Sand basiert, die Größe eines Nagelkopfes hat
und kaum mehr als eine Briefmarke wiegt.
Aus Sand gemacht.
Dieses winzige Teilchen wird in
Fabriken hergestellt, in denen eine einzelne Staubflocke zur
Unbrauchbarkeit des hergestellten Produktes führen kann. Deshalb
sind die Räume, in denen Mikrochips verarbeitet werden, sauberer
als jeder andere Ort der Welt. Selbst das Wasser, das zur
Oberflächenreinigung eines fertigen Chips verwendet wird, ist
steriler als jedes Wasser, das ein Operateur bei einer Operation
am offenen Herzen benutzen darf. 300 einzelne Schritte benötigt
man, bis ein Mikrochip fertig ist; der Prozess dauert zehn
Wochen.
Mehr als eine Billion Mikrochips werden heute jährlich
produziert. Ein einziger von ihnen - beispielsweise ein
Mikroprozessor -, entspricht in der Komplexität seiner Struktur
einer Metropole mit ihren Straßen, Gebäuden, Nahverkehrssystemen
und Telekommunikationsnetzen. Stellen Sie sich vor, in dieser
Stadt bewegen sich Millionen von Menschen in Lichtgeschwindigkeit
in genau abgestimmten Zeiten nach einer genauen Choreographie.
Dann können Sie sich in etwa vorstellen, was auf einem Chip
geschieht.
Schwindelerregende Leistungssteigerungen.
Kaum ein anderes Produkt verändert
sich so schnell wie der Mikrochip. Die Produktzyklen - und damit
auch die Leistungssteigerung - sind beispiellos kurz. Alleine in
den letzten 25 Jahren hat sich die Leistungsfähigkeit eines
Mikroprozessors um den Faktor 10.000 verbessert. Trotzdem sind
wir erst am Beginn dieser Entwicklung. Sie ist relativ gut
prognostizierbar, denn nach dem Moore'schen Gesetz verdoppeln
sich die Rechengeschwindigkeit und die Speicherkapazität eines
Mikroprozessors etwa alle 18 Monate - bei in etwa konstanten
Preisen. Gordon Moore definierte dieses Gesetz im Jahr 1965.
Damals prognostizierte er, dass dieser Trend bis 1975 andauern
würde. Weit gefehlt. Heute rechnet man damit, dass die Computer
des Jahres 2015 tausendmal so leistungsfähig sein werden wie
heutige Rechner - und das mit Chips, die nur ein Zehntel so groß
sind. Das bedeutet, dass die Informationstechnologie schon bald
in beliebige Geräte, in Wände, Kleidungen oder Verpackungen
integriert sein wird. Schon heute hat die Erfindung der
Mikrochips Tausende neuer Produkte ermöglicht.
Innerhalb nur einer Menschengeneration haben sich die
Mikrochips von einer technischen Neuheit zu einem alltäglichen
Massenprodukt entwickelt - kein Ort, an dem sie nicht zu finden
sind. Das Ende dieser Entwicklung ist nicht absehbar.
Matthias Poth ist Senior Vice President der Unternehmenskommunikation der Infineon Technologies AG.
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