Fundamentaler Wandel
Unsere Bücherliste zum Thema Arbeit
Zum heutigen Tag der Arbeit 2019 eine Buchliste mit einem zusammenfassenden Überblick über die inspirierendsten und wichtigsten Bücher zum Thema der vergangenen sechs, sieben Jahre, nach Erscheinungsdatum sortiert. Darunter drei neue Titel.
Lisa Herzog:
Die Rettung der Arbeit.
Ein politischer Aufruf.
Hanser Berlin, Berlin 2019, 224 Seiten, 22 Euro (D), ISBN 978-3-446-26206-5
Arbeit wird politisch. Sie muss politisch werden, weil sie anders nicht zu retten ist. Denn die Arbeitswelt spielt eine viel zu wichtige Rolle für unsere Gesellschaft, "als dass man sie in Zeiten des digitalen Umbruchs einfach ihrem Schicksal - oder dem ungesteuerten Wirken des freien Markts - überlassen dürfte". Das ist die These des neuen Buches von Lisa Herzog, das (ebenso wie das von Elisabeth Anderson) die fundamentale soziale Bedeutung von Arbeit in den Mittelpunkt rückt. Arbeit ist mehr als ein lästiges Übel, mehr als ein Mittel zum Geldverdienen, sie ist "eine zutiefst menschliche Angelegenheit". Sie gehört zu unserer Natur als Menschen. Ihr essentiell sozialer Charakter ist es, was Arbeit ausmacht - "weil Menschen soziale Wesen sind, arbeiten sie in der Regel gemeinsam mit anderen. Arbeit bringt uns mit der materiellen Welt in Kontakt, vor allem aber bringt sie uns miteinander in Kontakt." Weil Arbeit so essenziell ist, bedarf sie einer Rahmensetzung durch demokratische Politik. Und das bedeutet für Lisa Herzog vor allem: Die Wirtschaftswelt muss demokratisch werden. Ihr Buch ist ein entschiedenes und notwendiges Plädoyer für Demokratie in der Arbeitswelt. Und ein fulminanter, wuchtiger Essay.
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Elizabeth Anderson:
Private Regierung.
Wie Arbeitgeber über unser Leben herrschen (und warum wir nicht darüber reden); aus dem Amerikanischen von Karin Wördemann.
Suhrkamp Verlag, Berlin 2019, 259 Seiten, 28 Euro (D), ISBN 9783518587270
Im Privatleben entscheiden die Menschen selbstverantwortlich, in Organisationen aber unterliegen sie mehr oder minder rigider Anweisung und Kontrolle. Auf diesen offensichtlichen Bruch im Freiheitsverständnis moderner Gesellschaften haben Kritiker der herrschenden Form der Unternehmensorganisation vielfach hingewiesen. Aber in der Öffentlichkeit, im politischen Diskurs vor allem, wird über diese Diskrepanz so gut wie nie geredet. Wird stillschweigend akzeptiert, dass Freiheit und Selbstbestimmung des Menschen beim Eintritt in Organisationen enden. Das könnte sich nun ändern. Die amerikanische politische Philosophin Elizabeth Anderson widmet ihr neues Buch diesem Thema. Sie fordert ein radikales Überdenken des Verhältnisses zwischen privaten Unternehmen und der Freiheit und Würde von Arbeitnehmern. Anderson: "Die meisten modernen Betriebe sind private Regierungen." Mehr noch: Es sind "kommunistische Diktaturen in unserer Mitte". Es ist zu hoffen, dass die Inseln der Unfreiheit mitten in unseren Gesellschaften endlich zum Thema werden. Nicht nur im engeren Zirkel der Unternehmensdemokraten.
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Svenja Hofert:
Mindshift.
Mach dich fit für die Arbeitswelt von morgen.
Campus Verlag, Frankfurt am Main 2019, 312 Seiten, 19.95 Euro (D), ISBN 9783593509853
Kreativität, Intuition und Empathie sind entscheidende Kompetenzen für die Arbeitswelt der Zukunft. Das ist oft gesagt worden. Oft dahingesagt. Kreativität, Intuition und Empathie wurden als Gegenbegriffe zur durchrationalisierten und durchökonomisierten Wirtschaftswelt des Homo oeonomicus in Stellung gebracht. Langsam erst wird der größere Zusammenhang deutlich. Kreativität, Intuition und Empathie sind das, was Maschinen, was Algorithmen nicht können. Digitalisierung erfordert deshalb "die Rückgewinnung verlorener Menschenkräfte", sagt Svenja Hofert. Die Anpassung an die neue Arbeits- und Lebenswelt verlangt für sie eine grundlegende Veränderung im Denken, Fühlen und Handeln. Einen Mindshift. Eine Persönlichkeitsentwicklung, hin zu den verschütteten Kompetenzen und Potenzialen. In ihrem neuen Buch hat sie zusammengetragen, was dafür erforderlich ist. Das Praxisbuch versammelt 22 solcher Mindshifts, denen die Autorin griffige Bezeichnungen verpasst hat, die Zielpunkte dieser Persönlichkeitsentwicklung beschreiben. Zum Beispiel Updater: "veraltetes Denken einer geänderten Wirklichkeit anpassen". Svenja Hofert buchstabiert aus, worauf es in der Arbeits- und Lebenswelt der Zukunft ankommt.
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Tobi Rosswog:
After Work.
Radikale Ideen für eine Gesellschaft jenseits der Arbeit: Sinnvoll tätig sein statt sinnlos schuften.
oekom verlag, München 2018, 144 Seiten, 15 Euro (D), ISBN 978-3-96238-056-4
Radikale Kritik an der Arbeit hat es in deren Geschichte immer wieder gegeben. Aber selten ist sie so radikal ausgefallen wie die von Tobi Rosswog heute. Das liegt daran, dass seine Kritik fundamental ist. Sie richtet sich nicht nur gegen die Lohnarbeit, sondern gegen die industrielle Wachstumslogik schlechthin. "Arbeit ist sinnlos, entfremdet, ausbeuterisch, krankmachend, zerstörerisch und hierarchisch", heißt es erklärtermaßen plakativ wie provokant. Die Alternative: ein selbstbestimmtes Tätigsein aus intrinsischer Motivation heraus - das der Autor aber nicht mehr Arbeit nennen möchte. Und weil dieses Tätigsein unter der kapitalistischen Verwertungslogik nicht möglich sei, plädiert Rosswog für ein Aussteigen aus diesem System. Sein Lebensmodell ist ein "radikaler Minimalismus", eine Mischung aus Suffizienz und Subsistenz. Das Ziel: "fern von Leistungsdruck, Selbstoptimierungswahn, Konkurrenz Erfahrungen sammeln". Zum Beispiel in Gemeinschaftsgärten, Selbsthilfewerkstätten, Repaircafés, solidarischer Landwirtschaft, Food- und Carsharing und anderen Projekten einer alternativen Ökonomie. Es ist nur konsequent, dass sich Tobi Rosswog dieses Lebensmodell jenseits der Arbeit nicht staatlicherseits durch ein bedingungsloses Grundeinkommen alimentieren lassen will. Dieses kommt in seinem Buch nur als Sozialexperiment vor. Selbstfinanziert über Crowdfunding.
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Felix Plötz:
Das Ende der dummen Arbeit.
Wie du als Angestellter zu mehr Sinn, Geld und Freiheit kommst.
Econ Verlag, Berlin 2018, 240 Seiten, 18 Euro (D), ISBN 9783430202534
Am Anfang des Buches ein Traum. Der Traum von einer Arbeitswelt ohne starre Hierarchien, lähmende Bürokratie, endlose Meetings und nervtötend langweilige Arbeit. Es ist "der Traum vom Ende der dummen Arbeit". Felix Plötz hat sich diesen Traum erfüllt. Er hat sein eigenes Startup gegründet. Und zwar nicht mit einem Sprung ins kalte Wasser, sondern neben seinem normalen Job: als 4-Stunden-Startup. Darüber hat er das gleichnamige Buch geschrieben. Nun geht er einen Schritt weiter. Seine Botschaft lautet: Das eigene Startup ist nicht mehr die einzige Möglichkeit, um unternehmerisch tätig zu sein. Weil sich die Arbeitswelt in wenigen Jahren massiv verändert hat, weil die Unternehmen offener geworden sind und mehr Chancen zur Entfaltung von Ideen bieten, erschließen sich neue Chancen im normalen Job. Eröffnet sich eine Alternative zum eigenen Startup: "Unternehmer im Unternehmen werden, also ein unternehmensinternes Startup aufzubauen." Intrapreneur werden. Das Ziel ist das gleiche: selbstbestimmter und freier arbeiten zu können. Plötz sagt: "Eine Arbeit, die dir Spaß macht, dich kreativ sein lässt, deinen Träumen Raum gibt und dir mehr persönliche Freiheit gewährt, kannst du heute auch als Angestellter in einem ganz normalen Unternehmen finden." Spannend, weil dies einen markanten Wandel von Arbeit in den Unternehmen reflektiert.
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Robert Misik, Christine Schörkhuber, Harald Welzer:
Arbeit ist unsichtbar.
Die bisher nicht erzählte Geschichte, Gegenwart und Zukunft der Arbeit.
Picus Verlag, Wien/New York 2018, 240 Seiten, 24 Euro (A), ISBN 978-3-7117-2068-9
"Das Wesentliche an der Arbeit ist unsichtbar." Das ist der Kerngedanke einer Ausstellung über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft unserer Arbeitswelt, kuratiert von Harald Welzer (wissenschaftliche Leitung) und Robert Misik (redaktionelle Leitung). Zu der Ausstellung im Museum Arbeitswelt Steyr gibt es nun ein Buch, das mehr ist als ein bloßer Katalog. Es ist eine Fundgrube an Dokumenten und Einsichten zur Arbeit. Und es eröffnet eine neue Perspektive auf den Gegenstand, es erzählt die Geschichte der unsichtbaren Arbeit. Diese umfasst "all das, was auch mit Arbeit verbunden ist: Motivation, Angst, Statusgewinn, Eigensinn, der Stolz auf Fertigkeiten oder auch das Zusammengehörigkeitsgefühl in der Kollegenschaft, der Stress und die Überforderung". Diese unsichtbare Geschichte handelt auch davon, wie Menschen ihre Arbeit mitgestalten, und von den Handlungsspielräumen, die sich ihnen trotz aller Anweisung und Kontrolle bei der Arbeit eröffnen. Und sie handelt vom Gefühl, das immer mit Arbeit verbunden ist. Zugespitzt: "Arbeit ist nur ein Gefühl."
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Martin W. Ramb, Holger Zaborowski (Hg.):
Arbeit 5.0.
oder Warum ohne Muße alles nichts ist.
Wallstein Verlag, Göttingen 2018, 400 Seiten, 22 Euro (D), ISBN 978-3-8353-3340-6
Wer 4.0 sagt, muss auch 5.0 sagen. Irgendwann. Aber sicher. Jetzt ist es so weit. Arbeit 5.0 ist der Titel eines neuen Sammelbandes zu dem rasanten Wandel der Arbeitswelt, den wir erleben. Angesichts der Zwiespältigkeit der Entwicklung - Arbeit wird weniger, weil sie zunehmend von Maschinen übernommen wird, andere Menschen hingegen arbeiten immer mehr - legt der Band den Fokus auf die Nichtarbeit. Die Zeit ohne Arbeit, die nicht allein Freizeit ist (also von Arbeit freie Zeit), sondern Zeit, die nicht externen Zwecken untergeordnet ist: Muße. Das ist die integrierende Perspektive, die dieser Band in 26 Beiträgen beleuchtet: Arbeit 5.0 - das ist Arbeit, die mit Muße verbunden ist. Die zentrale These: "Nur wenn es Zeiten der Muße gibt, kann menschliches Leben - einschließlich der Arbeit - gelingen." Bei allen Vorbehalten gegenüber Sammelbänden: lesenswert.
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Michael S. Aßländer, Bernd Wagner (Hg.):
Philosophie der Arbeit.
Texte von der Antike bis zur Gegenwart.
Suhrkamp Taschenbuch Wissenschaft, Berlin 2017, 546 Seiten, 22 Euro (D), ISBN 978-3-518-29801-5
Kann es sein, dass die aktuelle Debatte über Arbeit und ihre Zukunft etwas geschichtslos daherkommt? Und dass ohne ein Verständnis, was Arbeit in unterschiedlichen Zeiten für den Menschen bedeutete und wie über sie gedacht worden ist, nur schwer über deren Zukunft gesprochen werden kann? Der existenziellen Bedeutung von Arbeit zum Trotz friste "dieses Thema im philosophischen Kontext erstaunlicherweise ein Schattendasein", konstatieren Michael S. Aßländer und Bernd Wagner. So war, wer nach Originaltexten zur Philosophie der Arbeit suchte, bislang auf aufwendige Literaturrecherchen angewiesen. Ein verdienstvolles neues Buch schließt nun die Lücke. Der von Aßländer und Wagner herausgegebene Sammelband Philosophie der Arbeit bietet erstmals (so der Verlag) eine Zusammenstellung der einschlägigen philosophischen Texte von der Antike bis zur Gegenwart, von Hesiod und Platon über Luther und Locke bis Arendt und Gorz. Das ist zu loben. Erfreulich auch, dass Axel Honneth mit seinem Text zu "Arbeit und Anerkennung" und Domènec Melé über "Subsidiarität und Partizipation" das Themenfeld weit ziehen und Dieter Thomä über Work-Life-Balance und Burnout hinausdenkt. Leider aber fehlen andere, neuere Zugänge zum Thema. Vor allem wäre es angesichts der großen Bedeutung des Begriffs "New Work" heute gut gewesen, der Sammlung einen Text von oder über Frithjof Bergmann und sein New-Work-Konzept beizufügen. Das fehlt leider. Schade. (wk)
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Markus Väth:
Arbeit - die schönste Nebensache der Welt.
Wie New Work unsere Arbeitswelt revolutioniert.
GABAL Verlag, Offenbach 2016, 256 Seiten, 24.90 Euro, ISBN 978-3-86936-720-0
Arbeit ist zu einem zentralen Thema in der gesellschaftlichen Debatte geworden. Endlich. Die Crux dabei: Die Debatte ist extrem polarisiert und hochgradig emotional aufgeladen. Auf der einen Seite die Protagonisten einer neuen Arbeitskultur: Sie propagieren ein empathisches Verständnis von Arbeit, das stark mit Werten wie Selbstverantwortung, Selbstbestimmung und Entscheidungsfreiheit assoziiert ist. Sie sind längst in einer anderen Arbeitswirklichkeit angekommen. Die Kehrseite ist jedoch, dass dieses Verständnis von neuer Arbeit nichts mehr zu tun hat mit der alten Arbeitswirklichkeit, die aber immer noch das Leben von Millionen Menschen in unserem Land prägt. In dieser Wirklichkeit ist Arbeit immer noch Last und Bürde - Quelle eher von Erschöpfung und psychischen Problemen denn von inspirierenden Flow-Erfahrungen. Diese Welt ist bestimmt von einem fast sklavischen Festhalten am Althergebrachten, den alten Arbeits- und Organisationsformen. Wie hier eine Brücke bauen? Mit New-Work-Erweckungserlebnissen sicher nicht. Dazu braucht es eine Verständnishilfe, die unterschiedliche Perspektiven integriert und die Veränderung der Arbeitswelt in einen Gesamtzusammenhang stellt. Sie gibt es jetzt. Geschrieben hat das Buch Markus Väth. Als Burnoutexperte und Verfechter einer neuen Arbeitskultur kennt er beide Seiten: die belastende und die empathische. Er sagt: "Es geht ums Ganze." Und es gelingt ihm, die divergenten Facetten des Themas zusammenzubringen. Mit klaren Begriffen, theoretisch versiert, argumentativ präzise und methodisch sauber beschreibt Väth, was New Work bedeutet, warum wir die neue Arbeit brauchen und wie sie gelingen kann. Ein Grundlagenwerk. Wer die neue Arbeitswelt verstehen möchte, muss dieses Buch lesen. Es gehört vor allem in die Hände jener, die noch mit einem - oder beiden - Beinen in der alten Welt der Arbeit stehen.
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Bertrand Russell:
Lob des Müßiggangs.
dtv premium, München 2016, 272 Seiten, 16 Euro, ISBN 978-3-423-28101-0
Ein Leben ohne Arbeit? Ist heute kaum mehr vorstellbar, für viele wäre es ohne Sinn. Arbeit gilt als Notwendigkeit und Tugend, Müßiggang hingegen als Laster. Dies kann beinahe als unbestrittener Grundkonsens in modernen Gesellschaften gelten. Arbeit für alle, Vollbeschäftigung, ist das Ziel. Und Technologien, die den Menschen Arbeit abnehmen könnten, scheinen eher als Bedrohung denn als Segen. Einen Text von Bedeutung gibt es nur, der sich gegen diese allgemeine Auffassung wendet, Bertrand Russells Essay Lob des Müßiggangs, erschienen 1932. Bislang war der scharfsinnige Essay des britischen Mathematikers, Friedensaktivisten und Nobelpreisträgers für Literatur nur versteckt in einem Reclam-Bändchen oder antiquarisch erhältlich. Umso erfreulicher ist es, dass dtv nun eine Neuausgabe des Essaybandes mit frischem, neuem Cover auf den Markt bringt. Der Band versammelt 14 gleichermaßen scharfsinnige wie amüsante Denkanstöße, von denen heute vor allem der titelgebende auf Interesse stoßen dürfte. Russell wendet sich darin gegen die Überzeugung, "intensives Arbeiten, und zwar selbst unsinniges und irregeleitetes, sei in jedem Falle bewundernswert". Das sei die "Moral eines Sklavenstaates", nicht einer entwickelten Ökonomie. Mit scharfer Logik rekonstruiert Russell die Bedeutung der Arbeit und gelangt zu der Einschätzung, "dass in der Welt viel zu viel gearbeitet wird". Seine Schlussfolgerung: "Ich meine, mit vierstündiger täglicher Arbeitszeit sollte sich der Mensch das Anrecht auf seinen Unterhalt und den elementaren Lebenskomfort erwerben können, während er den Rest seiner Zeit verwenden sollte, wie es ihm passt." Heute zukunftsweisend.
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Sabine Donauer:
Faktor Freude.
Wie die Wirtschaft Arbeitsgefühle erzeugt.
Edition Körber Stiftung, Hamburg 2015, 248 Seiten, 16 Euro, ISBN 9783896841711
Arbeit will heute mehr sein als Last und Mühe. Sie verspricht Anerkennung, Selbstverwirklichung, ja Freude. Dieser Anspruch ist weitgehend Gemeingut geworden. Zumindest für jene, die einigermaßen anspruchsvolle Jobs ihr Eigen nennen. Doch wie kam eigentlich die Freude zur Arbeit? Wie entwickelte diese sich von der Last zur Lust? Dieser Frage ist die Historikerin Sabine Donauer nachgegangen. Sie zeigt: Die Aufwertung der Arbeitsgefühle entspringt einer geschickten Gefühlsarbeit der Unternehmen, denen es im Laufe der letzten 100 Jahre gelungen ist, die Arbeitnehmer emotional an ihre Arbeit zu binden. Der Lohn: weniger Arbeitskämpfe und mehr Leistung. Donauer liest diese Bilanz kritisch und erweitert sie um einen Posten, der in der ökonomischen Rechnung meist nicht vorkommt: die ökologischen Folgen der Wachstumsspirale vom Konsum und Leistung. Das Buch ist eine Mahnung, das Versprechen der Ökonomie, ein besseres Leben zu ermöglichen, nun wahr zu machen.
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Andrea Komlosy:
Arbeit.
Eine globalhistorische Perspektive - 13. bis 21. Jahrhundert.
Promedia Verlag, Wien 2014, 208 Seiten, 17.90 Euro, ISBN 978-3-85371-369-3
Arbeit. Im Industriezeitalter war das der eine Job, lebenslang. Doch historisch wie global ist das eine singuläre Ausnahme. Erst im Zuge der Industrialisierung verengte sich der Arbeitsbegriff auf Erwerbsarbeit. Davor, daneben - und wohl auch danach - war und ist Arbeit schillernd und vielfältig. Das neue Buch von Andrea Komlosy nimmt sich dem in breiter Perspektive an. "Bei näherem Hinsehen erweist sich Arbeit als ein wahres Chamäleon", so Komlosy. Nachdrücklich zeigt die Autorin, dass Arbeit nicht auf Erwerbsarbeit reduziert werden kann, sondern ein breites Spektrum unterschiedlicher Tätigkeitsformen umfasst, "die im Haushalt, in der Familie, für Grundherren oder Meister, im eigenen Betrieb oder als unselbständige Lohnarbeit für einen Unternehmer oder Auftraggeber geleistet wird." Der Wert dieses Buches liegt darin, die in industrielle Normalität eingeschliffene Verengung des Arbeitsbegriffes anschaulich und plastisch zu machen.
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Dark Horse Innovation:
Thank God it’s Monday!.
Wie wir die Arbeitswelt revolutionieren.
Econ Verlag, Berlin 2014, 208 Seiten, 16.99 Euro, ISBN 978-3-430201711
In der alten Arbeitswelt war man froh, wenn der Freitag da und die Woche rum war. In der neuen Arbeitswelt ist alles anders. "Ordentlich gekämmt und pünktlich erscheinen wir montagmorgens zur Arbeit und krempeln sie gut gelaunt um." Die Generation Y revolutioniert die Arbeitswelt, aber es ist keine laute Revolution wie die der 68er, die heutige Revolution verläuft "leise und schleichend, aber unaufhaltsam". Es ist die These, die auch Klaus Hurrelmann und Erik Albrecht in ihrem Buch vortragen. Thank God it’s Monday! ist das korrespondierende Selbstzeugnis von Vertretern der Generation Y dazu. Geschrieben von Dark Horse Innovation, der zurzeit sehr angesagten Berliner Innovationsfirma, die von 30 gleichberechtigten Partnern gemeinsam gegründet worden ist und mit ihrem Modell eines "posthierarchischen Managements", in dem Koordination ohne Kontrolle funktioniert, derzeit Stammgast in diversen Veranstaltungen ist. Nun gibt es das Buch dazu, locker geschrieben, mit Esprit und einer Portion (Selbst-)Ironie, aber klar fokussiert auf den Kern: Dark Horse arbeitet ständig an der Gestaltung und Weiterentwicklung der eigenen Kultur und ersinnt dabei pfiffige neue Konventionen, die Gruppenprozesse erleichtern. Im Grunde sind dies soziale Mikroinnovationen für die Gestaltung kollaborativen Arbeitens. Wie das im Detail aussieht, kann man in diesem sehr kurzweiligen Buch nachlesen. (wk)
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Catharina Bruns:
work is not a job.
Was Arbeit ist, entscheidest du!.
Campus Verlag, Frankfurt am Main 2013, 240 Seiten, 19.99 Euro, ISBN 978-3-593398006
Die Zeit der Jobs ist vorbei. Die Epoche, als Arbeit Mühsal war: aufoktroyierte Plackerei. Heute (und verstärkt in Zukunft) läuft es anders mit der Arbeit: Herausfinden, was man gerne macht, und sich seine ganz persönliche Arbeit drumherum bauen. Seine Traumarbeit selbst schaffen. Job Crafting nennt man das in der sozialwissenschaftlichen Forschung. Was so viel heißt wie: zimmere dir deinen Job selbst zusammen. Was indes noch zu schaffen wäre: die Verallgemeinerung dieser Idee über die bürgerliche, gebildete Mittelschicht hinaus. Nicht umsonst heißt crafting "handwerklich herstellen". Auf jeden Fall ist Catharina Bruns ein Zwischenruf gelungen, der nachklingt.
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Thomas Vašek:
Work-Life-Bullshit.
Warum die Trennung von Arbeit und Leben in die Irre führt.
Riemann Verlag, München 2013, 288 Seiten, 16.99 Euro, ISBN 978-3-570-50153-5
Endlich sagt es mal einer. Mit dem notwendigen Nachdruck und der gebotenen Wucht: Arbeit ist Leben. Die Trennung zwischen beidem ist Unsinn. Bullshit. Thomas Vašek, Chefredakteur des Philosophiemagazins Hohe Luft, räumt auf in dem Trümmerfeld, das Ora-et-labora-Diktat, protestantische Ethik und neuzeitlicher Arbeitswahn hinterlassen haben. Sein Buch ist eine Verteidigung der Arbeit. Und eine notwendige Klarstellung, die sich gleichwohl der Tatsache stellen muss, dass wir immer weniger sagen können, was das eigentlich ist: Arbeit, gute Arbeit.
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Joachim Bauer:
Arbeit.
Warum unser Glück von ihr abhängt und wie sie uns krank macht.
Blessing Verlag, München 2013, 272 Seiten, 19.99 Euro, ISBN 978-3-89667-474-6
"Wir brauchen ein neues Nachdenken, ein neues Gespräch über die Arbeit." Schreibt der Neurobiologe, Mediziner und Bestsellerautor Joachim Bauer. Und legt vor. Sein neues Buch Arbeit ist als umfassendes Kompendium angelegt, das in historischer, geistesgeschichtlicher, psychologischer und nicht zuletzt auch neurobiologischer Perspektive die unterschiedlichen Facetten der Arbeit ausleuchtet. Im Zentrum steht dabei ihre Paradoxie, ihr "rätselhaftes Doppelgesicht": Aus Arbeit schöpfen wir Befriedigung, Anerkennung und ein Leben in Wohlstand, auf der anderen Seite kann sie uns auch krank machen. Ein grundlegendes Buch.
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