Die heute größte und 90 Prozent der Suchanfragen bearbeitende Suchmaschine heißt Google, deren Name sich bereits zum Synonym für die Informationssuche im Internet gemausert hat: Man googelt halt! Der Journalist Lars Reppesgaard machte sich für sein neues Buch Das Google-Imperium auf die Suche nach dem, was sich hinter den Kulissen der bekanntesten Suchmaschine verbirgt, die im September 2008 ihren zehnten Geburtstag feierte und im letzten Jahr bereits 16 Milliarden Dollar umsetzte. Das Geschäftsprinzip ist einfach und erfolgreich: Fast alle Dienste, die Google anbietet, sind für die Nutzer kostenlos. Das Geld verdient das Unternehmen mit den Anzeigen, die es neben den Suchergebnissen anzeigt. Und ein Großteil des Geldes wird in die Entwicklung immer schnellerer und besserer Leistungen investiert.
Der Geist Gottes.
Dabei werden die Google-Leute bei ihrer Mission Leistung brauchen: "Alles, was es auf der Welt an Informationen gibt, kann und sollte indexiert und öffentlich zugänglich gemacht werden - egal, ob es sich um Warenkataloge von Onlineshops, Tagebucheinträge in sozialen Onlinenetzwerken oder die Zusammensetzung von Gensträngen handelt", schreibt Reppesgaard. Zumindest die beiden Gründer Larry Page und Sergey Brin hätten nie einen Hehl daraus gemacht, dass genau diese Version sie antreibt. Reppesgaard zitiert Firmengründer Brin: "Eine perfekte Suchmaschine wird alle Informationen auf der Welt verarbeiten und verstehen. Das ist die Richtung, in die Google sich entwickelt." Und auf die Frage, wie die perfekte Suchmaschine aussehen würde, antwortete er: "Sie wäre wie der Geist Gottes. Sie wüsste genau, was du willst." Schon heute gehören zu dem expandierenden Google-Imperium unter anderem die Bildersuche Google Image Search, der Büchersuchdienst Book Search, die Suchmaschine für akademische Literatur und Forschungsergebnisse Google Scholar sowie Google Finance für Börseninformationen. Google Translate liefert automatisch grobe Übersetzungen, Google Talk bietet über den Google-Server Chat- und Telefondienste und Google Mail einen E-Mail-Dienst, mit dem wiederum der Google-Kalender und die Online-Software Google Docs mit der Möglichkeit der gemeinsamen Bearbeitung von Office-Dokumenten verknüpft ist. Seit 2006 gehört auch das Videoportal YouTube zu Google, das letzten Endes nichts Geringeres anstrebt als ein virtuelles Spiegelbild der Welt. Den für den Nutzer eindrücklichsten Beweis dieser Ambition bietet Google Earth: 350 Millionen Menschen nutzen bereits den in 25 Sprachen abrufbaren Geobrowser, der es mittels Luftaufnahmen und Satellitenbilder möglich macht, den hauseigenen Monitor als Fenster zur Welt zu benutzen.
Die dunkle Seite.
Keine Suchmaschine durchsucht Datenbestände in so kurzer Zeit wie Google. Überall, wo es Daten gibt, baut Google sie in sein Weltmodell mit ein. Und wo sie nicht vorhanden sind, springt immer wieder die Internetgemeinschaft ein: So bauten Google-Nutzer einen zuvor nicht existierenden Plan des U-Bahn-Netzes der chilenischen Hauptstadt Santiago für Google Maps nach, und Londoner Punks kennzeichneten alle Konzertorte der britischen Hauptstadt für Freunde der Punk-Musik. "Allerdings hat die brillante Technologie, die Google der Welt zur Verfügung stellt, auch eine dunkle Seite", schreibt Reppesgaard, der in der unvergleichlichen Datenmenge, die Google gesammelt hat und mit jeder Suchanfrage sammelt, ein Gefahrenpotenzial sieht: "Was Google über den Einzelnen erfahren würde, wenn sich jemand die Mühe machte, all die Datenfragmente zusammenzuführen, wäre wesentlich genauer als irgendein Profil, das ein anderes Unternehmen oder eine Behörde zusammenstellen könnte. Würden diese Daten an andere Firmen weiterverkauft oder auf anderem Weg in falsche Hände geraten, könnten die Folgen für den Einzelnen fatal sein." Reppesgaard bezweifelt nicht, dass es sich Arbeitgeber und Versicherungen zum Beispiel etwas kosten lassen würden, genauere Einblicke in das Leben ihrer Angestellten und Versicherten zu erhalten.
Die Macht der Nutzer.
Doch die umfassend recherchierte und spannend zu lesende Google-Story, die der Autor vorgelegt hat, hält mehr als eine düstere, von Ohnmacht gekennzeichnete Aussicht bereit. Reppesgaard appelliert an die Macht der Nutzer und mahnt: "Jeder, der Google-Produkte nutzt, kann seinen Teil dazu beitragen, die Informationen zu kontrollieren, die an Google fließen. So lassen sich die Einstellungen des Internetbrowsers dahin gehend verändern, dass nicht mehr alle Cookies vorbehaltlos akzeptiert werden. Einige Browser machen es einem zudem leicht, Cookies nach jedem Besuch im Internet zu löschen. Beides erfordert, dass sich der Nutzer ein Stück weit mit seinem Computer und seinem Browser auseinandersetzt. Cookies direkt nach jedem Ausflug in Datennetz zu löschen, verhindert, dass das eigene Treiben im Netz eine einzige große Datenspur hinterlässt." Da Google zudem feinste Abweichungen im Nutzerverhalten registriert, können sich die Nutzer auch zu einer Bewegung zusammenzuschließen, die durch ihr Nutzerverhalten gewissermaßen die Stimme gegen einen neuen, unerwünschten Google-Kurs erheben kann. Last, not least ist nicht zu vergessen: Niemand muss Google nutzen, denn es gibt für so gut wie alle Google-Dienste Alternativen im Internet. Der Nutzer kann Google den Rücken kehren. Die nächste Suchmaschine ist nur einen Klick weit entfernt.
Sascha Hellmann ist freier Mitarbeiter bei changeX.
Lars Reppesgaard:
Das Google-Imperium.
Wie Google wirklich tickt. Aktuelle Anregungen für
den bewussten Umgang mit dem Weltunternehmen.
Murmann Verlag, Hamburg 2008,
240 Seiten, 19.90 Euro.
ISBN 978-3-86774-046-3
www.murmann-verlag.de
© changeX Partnerforum [30.09.2008] Alle Rechte vorbehalten, all rights reserved.
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Lars Reppesgaard: Das Google-Imperium. . Murmann Verlag, Hamburg 1900, 240 Seiten, ISBN 978-3-86774-046-3
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Sascha HellmannSascha Hellmann ist freier Journalist in Heidelberg. Er arbeitet als freier Mitarbeiter für changeX.