So würden Führungskräfte gut daran tun, sich das Verhalten des Löwen genauer anzuschauen: Er weiß wie kein anderes Tier zu delegieren. Kindererziehung und Jagen, das sollen die erledigen, die mehr davon verstehen als er: die Löwinnen etwa - die sind schlanker, wendiger und agiler. "Für eine solche Aufgabe ist der Löwe zu langsam, denn er ist zu muskulös", sagt Nöllke. Erst wenn es darauf ankommt, zeigt der Löwe seine Stärke, zum Beispiel, wenn er sein Rudel verteidigt. Dann geht er bis zum Äußersten: "Entweder werden die Angreifer in die Flucht geschlagen oder die Löwen sterben." Das sei zwar auf die Spitze getrieben, aber für Führungskräfte gelte: "Die Qualität ihrer Führung zeigt sich in kritischen Situationen."
Tief verwurzeltes Verhaltensprogramm.
Solche Beispiele stehen nun ganz im
Vordergrund von Nöllkes neuem Buch
Von Bienen und Leitwölfen. Strategien der Natur im Business
nutzen: Er zeigt, wie die Natur mit Konkurrenz und Konflikten
umgeht, Formen der Kooperation und Teamarbeit ausbildet,
Innovationen vorantreibt und Strategien entwickelt, um für
Fortpflanzungspartner attraktiv zu sein. Damit hat der Journalist
sein Buch
So managt die Natur, das 2003 erschienen ist, nicht nur
umfassend überarbeitet, sondern er hat ihm auch eine neue
Richtung gegeben: weg vom Kampf ums Dasein als alleiniger
Metapher, hin zu einem weiteren Ansatz, in dem auch Kooperation
und Zusammenarbeit eine Rolle spielen; weg vom allgemeinen
Konzept der "Organisation als lebendes System", hin zum
speziellen Verhalten der Tiere. Zum Beispiel von Wölfen,
Orang-Utans, Delfinen, Spinnen und Glühwürmchen sowie Zebras und
anderen Tieren. Von deren Verhalten leitet er Anregungen für den
Unternehmensalltag ab.
Wörtlich sind diese freilich nicht zu nehmen. Diese
Verhaltensmuster fungieren als Metaphern, sie "verbinden
Bereiche, die auf den ersten Blick nicht zusammengehören. Dadurch
verhelfen sie uns zu einer neuen Sicht und sorgen dafür, dass wir
alle möglichen Dinge begreifen können", schreibt Nöllke. Der
Leser lernt damit nicht nur auf witzige Art die Eigenarten vieler
Fleisch- und Pflanzenfresser kennen, sondern auch sich selbst.
Zum Beispiel warum ein Mitarbeiter, der gerade eine
Niederlage erlitten hat, grundlos einen unbeteiligten Kollegen
angreift. Ein Phänomen, das bei Hyänen ebenso beobachtet wurde
wie bei Ratten und Pavianen. Was steckt dahinter? Jedenfalls kein
Charakterzug, auch kein Symptom für den allgemeinen
Sittenverfall, erklärt Nöllke. Vielmehr ein tief verwurzeltes
Verhaltensprogramm: die "umgeleitete Aggression". Statt den
Gewinner weiter zu attackieren, was die Niederlage noch schlimmer
machen würde, richtet der Verlierer seine Aggressionen auf ein
neues, unbeteiligtes Opfer, das mit einem Angriff überhaupt nicht
rechnet. Der Clou: "Ein Sieg stärkt das Selbstvertrauen und lässt
einen überlegter handeln. Das verbessert die Chancen, auch den
nächsten Kampf zu gewinnen."
Stressmanagement der Zebras.
Für das Business lässt sich daraus
Folgendes lernen: Rechne mit "umgeleiteter Aggression" und baue
deine Leute nach einer Niederlage wieder auf. "Deshalb spielt die
deutsche Nationalmannschaft vor wichtigen Turnieren gegen
Luxemburg (verheerend natürlich, wenn sie dann nicht haushoch
siegt)."
Mit einem Angriff rechnen auch immer Zebras. In Stress
geraten sie aber noch lange nicht, auch wenn Löwen und Hyänen
wenige Meter neben ihnen im Gras liegen. Damit sind sie ein gutes
Beispiel für Stress- und Konfliktmanagement: Sie fliehen erst
dann, wenn der Löwe zum Sprung ansetzt. Wenn es gilt, eine
kurzfristige Notsituation zu meistern. Das ist die Funktion von
Stress: "in kürzester Zeit alle nötigen Ressourcen
bereitzustellen", um zu überleben. Das heißt: Stress ist im
richtigen Moment lebensrettend, Dauerstress hingegen
schlimmstenfalls tödlich. Denn wer ständig gestresst ist, kann
keine Energie mehr speichern, weil der Körper jeden noch so
kleinen Rest mobilisiert. Erschöpfung und Burn-out sind die
Folgen.
Matthias Nöllke hat schon mit
So managt die Natur ein gut recherchiertes Buch
abgeliefert. Mit seinem neuen Buch ist es nicht anders. Und
wieder lebt es von seinem lockeren und witzigen Erzählstil, ohne
dass der Autor dabei ins seichte Wasser gerät. Seine Argumente
sind überzeugend und anschaulich - einfach löwenstark: Tue
möglichst wenig. Lasse nur Profis für dich arbeiten. Und wenn es
darauf ankommt, zeige Stärke.
Florian Michl ist freier Mitarbeiter bei changeX.
Matthias Nöllke:
Von Bienen und Leitwölfen.
Strategien der Natur im Business nutzen.
Haufe Verlag, München 2008,
304 Seiten, 19.80 Euro.
ISBN 978-3-448-09070-3
www.haufe.de
© changeX Partnerforum [16.12.2008] Alle Rechte vorbehalten, all rights reserved.
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Zum Buch
Matthias Nöllke: Von Bienen und Leitwölfen. . Strategien der Natur im Business nutzen. . Haufe Verlag, München 2008, 304 Seiten, ISBN 978-3-448-09070-3
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