Anhand von Beispielen aus dem deutschen Unternehmensalltag nimmt Irrgangs Leitfaden Kundenservice die hiesige Servicerealität unter die Lupe - und kommt dabei zu einem ernüchternden, wenngleich kaum überraschenden Urteil: Der deutsche Kundenservice ist sehr bürokratisch und sehr ineffektiv. Abhilfe schaffen sollen eine klare, kundenorientierte Firmenvision und ein gutes Image in Sachen Service. Sie sind das A und O eines serviceorientierten Unternehmens. Sagt Jacqueline Irrgang, die mit strategischen Verbesserungsvorschlägen helfen will, ein zufriedenes Lächeln auf die Kundengesichter zu zaubern und dem jeweiligen Unternehmen damit Wettbewerbsvorteile zu verschaffen. Diese Devise zieht sich durch das gesamte Buch der Servicespezialistin.
Wo wechselt ein Kunde seine kaputte Fahrradspeiche aus? Mit dieser Denksportaufgabe konfrontiert Irrgang den Leser am Anfang ihres Buches. Klar, dort, wo er den besten Service erfahren hat. Knapp, knackig und kompetent liefert der Leitfaden Kundenservice unter anderem Antworten auf folgende Fragen: Welche Servicestrategie passt zu welchem Kunden? Wann bedarf es eines Kundenservice-Centers und wie ist ein solches zu organisieren? Nach welchen Kriterien ist ein externer Dienstleister auszuwählen? Und was macht einen "guten" Mitarbeiter aus?
Von Mensch zu Mensch.
Der Kundenservice ist das
Aushängeschild eines jeden Unternehmens. Er sollte deshalb nicht
nur Alibifunktion besitzen, mahnt die Autorin. Stattdessen
bedürfe es der Einführung von Qualitätsstandards. Gefragt sind
vor allem Kompetenz, Freundlichkeit und Erreichbarkeit. Das
Zauberwort ist dabei ebenso einleuchtend wie simpel - es lautet:
Menschlichkeit. Die jedoch scheint in der heutigen
Unternehmensrealität zunehmend zu einem Fremdwort mutiert zu sein
- eine fatale Entwicklung, wie Irrgang findet. Denn auch die
modernste Technik kann im Kundenservice allenfalls unterstützend
wirken, den persönlichen Kontakt jedoch niemals ersetzen. Irrgang
hat eine Vision: Unternehmerischer Neubeginn und Menschlichkeit
sollen künftig Hand in Hand gehen. Essenziell sei vor allem das
Erwerben von Kundenkenntnis durch persönliche Kontaktpflege. Denn
nur wer sich in den Kunden hineinzuversetzen vermag, kann dessen
Wünsche zur vollsten Zufriedenheit erfüllen, betont Irrgang. Sie
plädiert deshalb für eine kundenorientierte
Unternehmensstrategie, die sich in allen Phasen des
Kundenkontakts niederschlägt: Der Kunde bestimmt die Qualität des
Produkts oder der Dienstleistung; seine Zufriedenheit sichert den
Fortbestand des Unternehmens. Die Devise lautet also: Back to the
basics - von Mensch zu Mensch.
Dass der Mensch im Mittelpunkt zu stehen habe, gilt auch
unternehmensintern. So wirbt die Autorin dafür, das
Personalmanagement an die unternehmerische Servicestrategie
anzupassen. Denn Voraussetzung für einen maßgeschneiderten
Kundenservice seien sowohl das Aufspüren serviceorientierter
Mitarbeiter wie auch eine kontinuierliche Personalentwicklung. Um
einen optimalen Servicealltag zu gewährleisten, sollen die
Mitarbeiter gut ausgebildet sowie genau über ihre Aufgaben und
Handlungsspielräume informiert sein. Als Herzstück des
Kundenservice, als Schnittstelle von Mensch zu Mensch, sind die
Mitarbeiter entscheidend für den Unternehmenserfolg, betont
Irrgang, und empfiehlt, hier Zeit und Geld zu investieren.
Zufriedene Kunden setzten nämlich motivierte Mitarbeiter und ein
gutes Betriebsklima voraus. Nur so könne eine organische Einheit
als perfektes Umfeld für einen exzellenten Kundenservice
entstehen.
Backsourcing statt Outsourcing.
Das entsteht freilich nicht von
allein. Abgerundet wird die Servicestrategie durch ein
Qualitätssicherungskonzept. Qualität setzt permanentes Bemühen um
Verbesserung voraus. Dabei könnten externe Dienstleister die
eigene Unternehmenskultur durchaus mit innovativem Feedback und
Know-how bereichern, betont Irrgang. Für gefährlich hält sie es
aber, wenn Unternehmen ihren Kundenservice komplett auslagern -
und damit ihre Existenzsicherung in fremde Hände legen. Daher
plädiert die Unternehmensberaterin eher für Backsourcing statt
Outsourcing.
Alles in allem regt das Buch zum Überdenken gängiger
Geschäftsstrategien an - und sammelt dabei mehr als nur
Sympathiepunkte. Zwar ist das Plädoyer für ein faires Miteinander
im Businessalltag so neu nicht. In jedem Fall aber überzeugt die
clevere Argumentationslinie samt Fazit: Menschlichkeit zahlt sich
aus - und zwar auch in ökonomischer Hinsicht.
Susanne Behnk schreibt als freie Mitarbeiterin für changeX.
Jacqueline Irrgang:
Leitfaden Kundenservice.
Exzellenter Service in allen Phasen des Kundenkontakts.
Gabal Verlag, Offenbach 2009,
152 Seiten, 17.90 Euro.
ISBN 978-3-89749-925-6
www.gabal-verlag.de
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