Hin zur experimentellen Vernunft

Übersicht: Sechs Gespräche über eine neue Aufklärung
Von Bernhard von Mutius und Winfried Kretschmer

Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen - und des der anderen. Das könnte das Leitmotiv einer neuen Aufklärung sein, die auf einem neuen Denken und einem erweiterten Verständnis von Rationalität gründet. Die Koordinaten dieses neuen Denkens beschreibt Bernhard von Mutius im Gespräch mit Winfried Kretschmer.

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Hier eine Übersicht über die sechs Folgen des Gesprächs. Die Links zu den Beiträgen finden sich in der Spalte rechts


Leben in einer Übergangszeit


Eine neue Aufklärung - Folge 1 des Gesprächs  

Unsere Ausgangsfrage in Folge 1: Was müssen wir wissen, um den Wandel unserer Welt zu verstehen? Zuvor: einige Sätze über die Form des Gesprächs und das Entstehen des Textes.  

Die erste Gesprächsschleife versucht, die Koordinaten eines neuen Denkens in unserer Zeit zu umreißen. Die fünf Kerngedanken: Das Nichtwissen im Wissen akzeptieren. Mit Komplexität umgehen lernen. Im Sowohl-als-auch denken - Chaos, aber auch Ordnung. Kontingenz akzeptieren: dass es meist anders kommt, als geplant. Und alles anders sein könnte. Und schließlich: Widersprüche annehmen und produktiv machen.  


Verrechnet


Eine neue Aufklärung - Folge 2 des Gesprächs  

In Folge zwei geht es um die Verengung von Vernunft auf die Ratio und die Vorherrschaft des berechnenden Denkens in der modernen Welt.  

Die zweite Gesprächsschleife führt hin zu einem zentralen Gedanken: dass mit der Entwicklung der Moderne eine Verengung von Vernunft auf die Ratio stattgefunden hat. Und das berechnende Denken immer stärker geworden ist. Aber es geht nicht nur um eine verengte Vernunft, sondern auch um Abhängigkeit und die Möglichkeit der Befreiung.  


Moderne Unmündigkeit?


Eine neue Aufklärung - Folge 3 des Gesprächs  

Folge drei führt nun die Wendung einer neuen Aufklärung ein: die Erweiterung vom Ich zum Wir.  

Die dritte Gesprächsschleife führt die Wendung einer neuen Aufklärung ein: die Erweiterung vom Ich zum Wir. Das Motto der neuen Aufklärung lautet demgemäß (Kants Wahlspruch erweiternd): Habe den Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen - und des der anderen. Der anderen jenseits deiner Disziplin, deines Glaubens, deiner Grundüberzeugung. 


Aus den Fugen?


Eine neue Aufklärung - Folge 4 des Gesprächs  

In Folge vier geht es um den Versuch einer Standortbestimmung in einer Welt, die aus den Fugen zu geraten scheint. Was indes keine ganz neue Erfahrung ist.  

Die vierte Gesprächsschleife versucht eine Standortbestimmung in unserer post-post-modernen Welt. Und führte dabei verschiedene Entwicklungslinien zusammen: die digitale Transformation, die verengt auf eine technologische Entwicklung nicht verstanden werden kann; die Erfahrung einer Welt, die aus den Fugen gerät; und die Frage, was wir da erleben: einen Bruch oder einen Übergang? Nicht zuletzt benennt dieser Teil einen weiteren zentralen Gedanken: dass nämlich Ästhetik und Schönheit als grundlegende Kategorien des Menschseins in ihrer fundamentalen Bedeutung für das Zusammenleben neu zu erschließen sind.  


Mehrstimmigkeit und Widerspruch


Eine neue Aufklärung - Folge 5 des Gesprächs  

In Folge fünf geht es um Mehrstimmigkeit und Widerspruch als Kernelemente einer anderen Denkweise: der einer neuen Aufklärung.  

Die fünfte Gesprächsschleife wendet sich erneut der Schlüsselfrage zu, welches Denken es braucht, um sich in der komplexen und uneindeutigen Welt heute zurechtzufinden. Dabei erwiesen sich zwei Gedanken aus dem vierten Gespräch als fruchtbar: dass (erstens) die Mehrstimmigkeit der Musik ein Leitmotiv für Erkennen und von Verstehen in Komplexität bildet und (zweitens) der Widerspruch als fortleitende Kraft des Denkens geschätzt und nutzbar gemacht werden sollte. Denn Widerspruch gehört zum Kern der Aufklärung und auch der Demokratie. Am Ende geht es um die Beobachtung, dass Unternehmen gewissermaßen zu Experimentierstuben in Sachen neuer Organisationsformen geworden sind.  


Von der experimentellen Vernunft


Eine neue Aufklärung - Folge 6 des Gesprächs  

In Folge sechs geht es um die Entwicklung eines neuen Denk- und Handlungsmodus, der die Trennung von Denken und Handeln aufhebt: einer experimentellen Vernunft.  

Die sechste Gesprächsschleife führt noch einmal einige zentrale Gedanken zur neuen Aufklärung zusammen. Nicht als eine abschließende Zusammenfassung, sondern als Weiterentwicklung zentraler Gedanken. Der wichtigste Gedanke dabei gilt dem Wert des Experimentellen, der Entwicklung und Förderung einer experimentellen Vernunft. Versuchsweises Vorgehen, Handeln nach Versuch und Irrtum, Experimentieren identifizieren wir als neuen Denk- und Handlungsmodus, der seine Eleganz nicht zuletzt daraus gewinnt, dass darin die traditionelle Trennung von Denken und Handeln aufgehoben wird. Beides geht in Eins - in einen Prozess der wechselseitigen Überprüfung, in dem auch Schönheit, Klarheit und Form eine wichtige Rolle spielen. Das Experimentelle repräsentiert so, was eine neue Aufklärung zusammenbringen will.  


Vom Ich zum intelligenten Wir


Die Idee einer neuen Aufklärung 

Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen - und des der anderen. Das könnte das Leitmotiv einer neuen Aufklärung sein. Einer Aufklärung, die eine Wendung vom Ich zum intelligenten Wir vollzieht. Einer Aufklärung, die auf einem neuen Denken und einem erweiterten Verständnis von Rationalität gründet. Diese Idee umreißt Bernhard von Mutius in einem kurzen Essay.  

Ein Essay von Bernhard von Mutius 

Dieser Text bildete den Auftakt zu der Gesprächsreihe und kann als Zusammenfassung der wichtigsten Gedanken gelesen werden. 


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Vom Ich zum intelligenten Wir

Die Idee einer neuen Aufklärung - ein Essay von Bernhard von Mutius zum Essay

Quellenangaben

Autor

Winfried Kretschmer
Kretschmer

Winfried Kretschmer ist Chefredakteur und Geschäftsführer von changeX.

Autor

Bernhard von Mutius
Mutius

Bernhard von Mutius ist Sozialwissenschaftler und Philosoph, systemischer Berater und Führungscoach. Er ist Autor zahlreicher Publikationen über Erneuerungsprozesse in Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft. Sein Hauptaugenmerk gilt der Entwicklung einer disziplinübergreifenden Denkkultur, die uns helfen könnte, mit den komplexen Prozessen unserer Zeit verständiger umzugehen. © Autorenfoto: Richard Pichler

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