Zukunftsbuch 2024

Die Bücher des Jahres ausgewählt von pro zukunft und changeX

 

Hier die Autorinnen und Autoren mit ihren Büchern: Der Soziologe Armin Nassehi kritisiert die Gesellschaftsvergessenheit des Verlangens nach einer radikalen Transformation der Gesellschaft. Und plädiert stattdessen für die Rehabilitation der kleinen Schritte. Angesichts dystopischer Entwicklungen in unserer Gegenwart fragt der Schriftsteller und Historiker Philipp Blom nach der Möglichkeit von Hoffnung. Die Kommunikations- und Sozialwissenschaftlerinnen Miriam Meckel und Léa Steinacker bieten eine Einführung in das große Feld der Künstlichen Intelligenz. Sie zeigen eine Zukunft, in der die Grenzen zwischen Mensch und Maschine, zwischen Film und Realität, zwischen Theorie und Praxis immer mehr verschwimmen. Die Ethikprofessorin Ingrid Robeyns vertritt die Überzeugung, dass es eine Obergrenze des Reichtums geben muss, den eine Einzelperson haben darf. Kurz: Limitarismus. Der Nachhaltigkeitsforscher Ingolfur Blühdorn sagt: Die etablierte Ordnung ist nicht nur nicht nachhaltig, sondern gänzlich unhaltbar - und die Hoffnungen auf eine sozialökologische Transformation haben sich zerschlagen. Der Soziologe Jens Beckert begründet, warum die Gesellschaften der kapitalistischen Moderne nicht in der Lage sind, dem Klimawandel Einhalt zu gebieten. Er plädiert für klimapolitischen Druck von unten, aus der Zivilgesellschaft. Der Autor und Essayist Wolf Lotter zeigt, was genau den Unterschied ausmacht zwischen Industrie- und Wissensgesellschaft: Es ist das Echte, das Einzigartige statt der Kopie. Adam Grant sagt: "In jedem Menschen steckt ein verborgenes Potenzial". In seinem Buch zeigt der Professor für Organisationspsychologie, wie wir es freisetzen können - und definiert auf diesem Weg Erfolg neu. Claudia Kemfert, Julien Gupta und Manuel Kronenberg markieren mit ihrem Essayband möglicherweise einen Kipppunkt im Klimadiskurs: Diesen in Richtung einer positiven Erzählung umzupolen, haben sich die Autorinnen und Autoren der 14 Essays zur Aufgabe gemacht. Die Herausgeberinnen Andrea Baier, Christa Müller und Karin Werner beschreiben urbane Gärten als Experimentierfelder und Reallabore, in denen Lösungen für Probleme der Stadt entwickelt und erprobt werden.

Kritik der großen Geste Gesellschaft mitdenken

Armin Nassehi: Kritik der großen Geste. Anders über gesellschaftliche Transformation nachdenken. C.H.Beck Verlag, München 2024, 224 Seiten, 18 Euro (D), ISBN 978-3-406-82322-0

Der Soziologe Armin Nassehi kritisiert die Gesellschaftsvergessenheit der Rede von einer radikalen Transformation der Gesellschaft. Stattdessen plädiert er für die Rehabilitation der kleinen Schritte - ganz so, wie es der "Praxisform dieser Gesellschaft" entspricht. Produktives Nachdenken fange erst dort an, schreibt er, "wo nicht nur Lösungen dekretiert werden, sondern wo man sich erstens Gedanken darüber macht, ob und wie solche Lösungen in der bestehenden Gesellschaft andocken können, und wo man zweitens mit Gegenreaktionen dieser Gesellschaft rechnet". "Anders über gesellschaftliche Transformation nachdenken", so Thema und Untertitel seines Buches, das heißt: Gesellschaft mitdenken. Das verlangt anzuerkennen, dass es keinen Ort gibt, von dem aus eine Gesellschaft gesteuert oder gar transformiert werden könnte. Nassehi plädiert also für einen pragmatischen und vor allem gesellschaftsbewussten Realismus. Die Essenz des Buches in zwei Sätzen? Erstens: "Überzeugungen sind nötig, aber sie stoßen auf eine Welt, die schon da ist". Und zweitens: "Bei aller Dringlichkeit und allem Veränderungsdruck stehen nur die Mittel und Formen zur Verfügung, die auch wirklich zur Verfügung stehen." Armin Nassehi gelingt ein Perspektivenwechsel, ein notwendiger, anderer Blick auf Transformation.
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Hoffnung Vom Prinzip zur Praxis

Philipp Blom: Hoffnung. Über ein kluges Verhältnis zur Welt. Hanser Verlag, München 2024, 184 Seiten, 22 Euro (D), ISBN 978-3-446-28135-6

"Warum noch hoffen? Kann man überhaupt noch hoffen in dieser Zeit?" In einer Zeit, da die Menschheit sich in einer dreifachen existenziellen Krise befindet, deren ineinandergreifende Arme Erderhitzung, Zusammenbruch der Artenvielfalt und die Risiken von Digitalisierung und künstlicher Intelligenz je für sich unabschätzbare, unvorstellbare Konsequenzen in sich bergen? Das sind die Ausgangsfragen, denen sich das neue Buch des Schriftstellers und Historikers Philipp Blom stellt. Es begibt sich "auf die Suche nach einer klugen Form der Hoffnung" und sucht "zu verstehen, wie Hoffnung in der Gegenwart möglich ist". Das ist nicht nur wegen der Dimension der Krisen, mit denen wir konfrontiert sind, eine schwierige Frage. Sondern vor allem, weil die geistigen Fundamente, auf denen frühere Generationen ihre Hoffnungen gebaut haben, brüchig geworden sind. Hoffnung aber braucht eine Erzählung, ein Narrativ, das verbindet, schreibt Blom, der Bedingungen der Möglichkeit von Hoffnung neu absteckt. Hoffnung braucht auch Strukturen, die Handeln ermöglichen. Das erfordere eine Technik, erfordere handwerkliche Fähigkeiten, um sein eigenes Tun zu strukturieren - eine "Art der tätigen Hoffnung". Nicht zuletzt braucht Hoffnung einen Möglichkeitssinn, um zu lernen, die Wirklichkeit anders zu denken. Der Weg führt also vom Prinzip zur Praxis, von der konkreten Utopie zum konkreten Handeln: Hoffnung als individuelle Praxis, die sich einfädelt in eine größere Erzählung. Blom gelingt das Ungewöhnliche: Er begründet eine Möglichkeit von Hoffnung.
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Alles überall auf einmal Denkanstöße für eine intelligentere KI

Miriam Meckel, Léa Steinacker: Alles überall auf einmal. Wie Künstliche Intelligenz unsere Welt verändert und was wir dabei gewinnen können. Rowohlt Verlag, Hamburg 2024, 400 Seiten, 26 Euro (D), ISBN 978-3-498-00710-2

Miriam Meckel, Professorin für Kommunikationsmanagement, und die Sozialwissenschaftlerin Léa Steinacker liefern mit Alles überall auf einmal einen zugänglichen Band, der Überblick bietet und den aktuellen Stand von Entwicklung und Erforschung von Künstlicher Intelligenz (KI) aufbereitet. Es lohnt, diese populärwissenschaftliche Einladung anzunehmen, um sich Basiswissen anzueignen oder zu ergänzen. Die Autorinnen widmen sich den wesentlichen aktuellen Fragen. Wohl lässt sich ihnen ein gewisser Grundoptimismus zusprechen, aber sie bleiben stets ausgewogen, verbinden also kritische Perspektiven mit Chancen, und fallen wohltuender Weise nicht in ein Extrem von entweder apokalyptischer oder technikversessener Denke. In der Entwicklung artifizieller Intelligenz liege die Chance, dass wir uns als Menschen neu erfinden, so die Autorinnen - unter der Bedingung, dass ihre Funktionsweise verstanden wird und klar ist, wie sie bestmöglich genutzt werden kann. Dieser Grundidee folgend findet eine allumfassende Einordnung statt, historische, ökonomische, ökologische, gesellschaftliche, philosophische wie politische Aspekte werden aufbereitet. Meckel und Steinacker möchten mit ihren Ausführungen jenen Hilfestellung bieten, die gerade erst beginnen, sich mit der Thematik auseinanderzusetzen, gleichzeitig bereits Informierte inspirieren und ihnen Denkanstöße bieten. Das gelingt ihnen wahnsinnig gut.
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Limitarismus Eine Welt ohne extremen Reichtum

Ingrid Robeyns: Limitarismus. Warum Reichtum begrenzt werden muss, übersetzt von Ulrike Bischoff. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2024, 384 Seiten, 26 Euro (D), ISBN 978-3-10-397162-0

Ingrid Robeyns steht für einen Perspektivenwechsel in der Frage der Ungleichheitsforschung: nicht nach unten zu schauen, sondern nach oben, auf die Reichen und Superreichen. Robeyns, heute Professorin für Ethik an der Universität Utrecht, hat diese Perspektivverschiebung zu ihrer Forschungsaufgabe gemacht. Sie gilt als Begründerin des titelgebenden Limitarismus. Dieser Ansatz beschreibt die "Überzeugung, dass wir eine Welt schaffen müssen, in der niemand superreich ist - dass es eine Obergrenze des Reichtums geben muss, den eine Einzelperson haben darf". Denn gerade der wachsende Reichtum weniger Superreicher lässt die Ungleichheit massiv steigen. Das Buch ist eine sehr verständlich geschriebene, im Ansatz aber dennoch eine wissenschaftliche Abhandlung. Robeyns entwickelt das Konzept des Limitarismus also nicht als politisches Programm, sondern als regulative Idee. Sie präsentiert das Konzept entsprechend als Grundlage für eine gesellschaftliche und politische Debatte und eine potenziell folgende konkrete Ausgestaltung. Dabei setzt sie gerade auch auf die Zivilgesellschaft und eine Wertedebatte dort: "Wir alle müssen uns ein limitaristisches Ethos zu eigen machen." Für alle, die sich mit der Frage der wachsenden Ungleichheit von Einkommen und Vermögen in der Welt auseinandersetzen wollen, ist dieses Buch ein unbedingtes Muss.
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Unhaltbarkeit Ganz und gar unhaltbar

Ingolfur Blühdorn: Unhaltbarkeit. Auf dem Weg in eine andere Moderne. edition suhrkamp 2808, Berlin 2024, 320 Seiten, 20 Euro (D), ISBN 978-3-518-12808-4

Der Nachhaltigkeitsforscher Ingolfur Blühdorn hat bereits mit seinen Überlegungen zum Begriff der "Nicht-Nachhaltigkeit" für Aufmerksamkeit gesorgt. Das einzig Nachhaltige in unserer Gesellschaft, hatte Blühdorn argumentiert, sei die Nicht-Nachhaltigkeit: Es gebe einen breiten Konsens, keinerlei Abstriche bei der eigenen Lebensweise in Kauf nehmen zu wollen, und deshalb sei eine Verschärfung der Krise unausweichlich. In seinem neuen Buch stellt er seine Überlegungen nun auf eine neue Basis und entwickelt sie weiter - hin zu einer Theorie spätmoderner Gesellschaften. Weil Nachhaltigkeit alltagssprachlich noch immer vornehmlich im ökologischen Sinne verstanden werde, ersetzt er "Nicht-Nachhaltigkeit" durch den allgemeineren Begriff der "Unhaltbarkeit". Dahinter steht die These, "dass die etablierte Ordnung nicht nur ökologisch und sozial nicht nachhaltig ist, sondern tatsächlich unhaltbar geworden ist". Doch nicht nur sie ist unhaltbar, auch die alten Überzeugungen, die sich auf den Glauben an die Gestaltbarkeit der Gesellschaft und an die Lösbarkeit ihrer Krisen stützen, sind es. Das Zeitfenster für eine sozialökologische Transformation habe sich inzwischen geschlossen, so Blühdorn. Eine herausfordernde, gelungene, ohne Zweifel diskursanregende Gesellschaftsanalyse.
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Verkaufte Zukunft Klimaschutz von unten

Jens Beckert: Verkaufte Zukunft. Warum der Kampf gegen den Klimawandel zu scheitern droht. Suhrkamp Wissenschaft, Berlin 2024, 238 Seiten, 28 Euro (D), ISBN 978-3-518-58809-3

Offensichtlich ist der Klimaschutz in der Krise. Die Emissionen aber steigen weiter. "Warum sind Gesellschaften nicht in der Lage, dem Klimawandel Einhalt zu gebieten?" Das ist die Leitfrage des Buchs von Jens Beckert, Professor für Soziologie und Direktor am Max-Planck-Institut für Gesellschaftsforschung. Seine Antwort: "Der Kampf gegen den Klimawandel scheitert an den Macht- und Anreizstrukturen des auf Gewinnerwirtschaftung, Konsum und unbegrenztes Wachstum geeichten Gesellschaftssystems - trotz des Wissens um die Gefahren zukünftiger Klimaveränderung." Dieses Versagen hängt gleichermaßen mit der Struktur der Gesellschaften in der kapitalistischen Moderne wie mit der des Klimaproblems zusammen. Denn beide sind charakterisiert durch komplexe Interdependenzen und Dilemmata auf zahlreichen Ebenen. Für den Klimawandel heißt das: Es handelt sich um ein tückisches Problem, ein wicked problem, bei dem aufgrund seiner Komplexität ein hohes Maß an Ungewissheit besteht und für das es keine einfache Lösung gibt. Für die Gesellschaften heißt es, dass sie - ebenso komplexitätsbedingt - strukturell nicht in der Lage sind, mit solchen Problemen umzugehen. Ein wichtiges Buch in der Klimadebatte. Denn zu verstehen, warum der Klimaschutz weit hinter dem Erforderlichen zurückbleibt, ist wichtig, um Resignation zu vermeiden.
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Echt Vom Echten und Einzigartigen

Wolf Lotter: Echt. Der Wert der Einzigartigkeit in einer Welt der Kopien. Econ Verlag, Berlin 2024, 224 Seiten, 22.99 Euro (D), ISBN 978-3-430211093

Die Industriegesellschaft ist nicht passé. Sie wirkt fort. In Strukturen, Mentalitäten, Organisationen, in der Kultur. Das ist das zentrale Thema des Essayisten und Autors Wolf Lotter. In seinem neuen Buch spürt er nun der Frage nach, was genau den Unterschied ausmacht zwischen der Industrie- und der Wissensgesellschaft: Es ist das Echte, das Einzigartige statt der Kopie. "Die Kopie ist zur Normalität geworden", beschreibt Lotter die Realität der Industriegesellschaft. Die Wissensgesellschaft hingegen "lebt vom Echten vom Einzigartigen". Das ist der Unterschied. Und das Echte verlange Aufmerksamkeit im Sinne von Zuwendung und Ernsthaftigkeit. Daraus resultiert ein anderes Verständnis von Arbeit. Kurz: Arbeit und Entwicklung fallen zusammen, die falsche Trennung zwischen Kopf- und Handarbeit findet ein Ende. Das Bild der Arbeit, das Lotter zeichnet, ist mit dem Begriff Wissensarbeit nur unzureichend beschrieben. Es findet sein Vorbild eher im Handwerk. In der Meisterschaft, sein Know-how mit Verstand und Talent "zu neuen, schöpferischen, innovativen Dingen und Sachverhalten zu führen". Wolf Lotter dreht unser Verständnis von Arbeit vom Kopf auf die Füße. Das ist radikal und stellt unsere von industriegesellschaftlicher Normalität geprägte Idee von Arbeit infrage.
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Hidden Potential Lerne Lernen

Adam Grant: Hidden Potential. Die Wissenschaft des Erfolgs. Wie man über sich hinauswächst, übersetzt von Marlene Fleißig und Violeta Topalova. Piper Verlag, München 2024, 352 Seiten, 24 Euro (D), ISBN 978-3-492-07291-5

Definiere Erfolg (neu). Das ist das Ansinnen von Adam Grants aktuellem Buch. Entscheidend dabei ist der Gedanke, Erfolg nicht vom Ziel her zu begreifen, sondern über den Weg dorthin. Der Weg ist: besser werden. Genau deshalb ist dieses Buch zuvörderst ein Buch über das Lernen. Also: Definiere lernen (neu). "In jedem Menschen steckt ein verborgenes Potenzial", lautet die Ausgangsthese von Grant, Professor für Organisationspsychologie an der Wharton Business School. Mit seinem Buch will er eine Anleitung geben, wie wir dieses Potenzial freisetzen können. Es hält eine Fülle von Erkenntnissen bereit, wie sich Lernen verbessern und - ja: auf eine neue Grundlage stellen lässt. Dazu muss der Autor zuerst einmal aufräumen mit Mythen und Halbwahrheiten, die sich ums Lernen ranken. Etwa die Frage, wie eigentlich der Mythos von Fleiß und Härte das Denken über Arbeit und Lernen so tiefgreifend prägen konnte. Denn neuere Forschungen zeigen, dass zentrale Begründungen eines Zusammenhangs zwischen Disziplin und Erfolg auf wackeligen Füßen stehen. Mehr noch: Sie beruhen auf Missverständnissen, unglücklichen Begriffsbildungen und falschen Schlüssen. "Wachstum hat weniger damit zu tun, wie hart man arbeitet, als damit, wie gut man lernt." Lernen, seine Potenziale entwickeln, besser werden: Das ist das zentrale Motiv, das Grant herausarbeitet - und so Erfolg neu definiert.
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Unlearn CO2 Klimadiskurs am Kipppunkt

Claudia Kemfert, Julien Gupta, Manuel Kronenberg (Hg.): Unlearn CO2. Zeit für ein Klima ohne Krise. Ullstein Verlag, Berlin 2024, 336 Seiten, 22.99 Euro (D), ISBN 9783550202988

Die Klimakrise "durchzieht alle Bereiche unseres Lebens", schreiben Claudia Kemfert, Julien Gupta und Manuel Kronenberg im Intro des von ihnen herausgegebenen Sammelbandes. "Das bedeutet, dass wir uns in allen Bereichen für den Wandel einsetzen können und müssen." Entsprechend führen die 14 kurzen Essays des Bandes quer durch unterschiedliche gesellschaftliche Bereiche und Themen. Sie handeln von Verdrängung, Ernährung, Ableismus (die Bewertung von Menschen primär nach ihrer Leistungsfähigkeit), Medien, Recht, Automobilität, Wachstum, Mode, Desinformation, Arbeit, Wetter, Patriarchat, Energie sowie Gesundheit. Die Autorinnen und Autoren wollen mit ihren konstruktiv gehaltenen Beiträgen zeigen, "dass Veränderung nicht nur möglich ist, sondern längst passiert" und möchten dazu inspirieren, daran teilzuhaben. Sie wollen deutlich machen, "dass Klimaschutz kein großer Berg an Aufgaben ist, den wir alle einzeln mit nachhaltigem Konsum und viel Disziplin erklimmen müssen. Der Weg führt vielmehr über kollektive und systemische Ansätze." Der Fokus liegt darauf, "wie viel heute schon getan wird, um die Welt zu einem lebenswerteren und gesünderen Ort zu machen". Das Ziel: "zu verstehen, wie wir das fossile System überwinden können" - individuell, kollektiv und politisch. Ein anderer, vielschichtiger und wichtiger Ton im Klimadiskurs: Es geht um dessen Wandel zu einer positiven Erzählung.
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Unterwegs in die Stadt der Zukunft Antworten auf Probleme der Stadt

Andrea Baier, Christa Müller, Karin Werner (Hg.): Unterwegs in die Stadt der Zukunft. Urbane Gärten als Orte der Transformation. transcript Verlag, Bielefeld 2024, 432 Seiten, 24 Euro (D), ISBN 978-3-8376-7163-6

Ein Beispiel für eine Initiative, die von unten, aus der Zivilgesellschaft heraus entstanden ist, sind urbane Gärten, auch Gemeinschaftsgärten genannt. Es sind Gärten in der Stadt, gemeinschaftlich initiiert, angelegt, gepflegt, bepflanzt und beerntet. "Seit mehr als zwanzig Jahren werden sie von Stadtbewohner*innen ins Leben gerufen, denen etwas in ihrem Leben fehlt", schreiben die Herausgeberinnen Andrea Baier, Christa Müller und Karin Werner. Von Menschen, die mit der Stadt als autogerechte Einkaufsmeile nicht einverstanden sind, die den Strand unter dem Pflaster suchen und diese Vision ganz pragmatisch als Gärten inmitten von Straßen und Häuserzeilen, von Asphalt und Beton Realität werden lassen. Urbane Gärten waren angetreten, "die Stadt grundlegend zu verändern". Heute sind sie "in der Stadt angekommen. Es gibt immer mehr von ihnen. Sie sind sichtbar, selbstbewusst und inzwischen enorm vielfältig. Sie sind eine Herausforderung für kommunale Politik und Verwaltung, weil sie Unterstützung einfordern und bei der künftigen Entwicklung der Städte mitreden wollen." Kurzweilig - und wunderbar illustriert mit einer 44-seitigen Fotostrecke am Anfang - zeichnet das Buch die Entwicklung dieser relevanten Reallabore, dieser Experimentierfelder nach.
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