changeX Top 11 November 2011
Unsere Buchempfehlungen im November 2011
Die Hinwendung zum Weniger, Langsamer, Maßvoller ist zu einem bestimmenden Trend geworden. Gleich mehrere Bücher unserer aktuellen Buchempfehlungen widmen sich dem "danach": der Gesellschaft nach dem Wachstum, nach der Beschleunigung. Gerade weil dieses Motiv in ganz unterschiedlichen Themenfeldern aufscheint, ist das ein starkes Indiz für eine gesellschaftliche Neuorientierung auf breiter Front.
David Bosshart:
The Age of Less.
Die neue Wohlstandsformel der westlichen Welt.
Murmann Verlag, Hamburg 2011, 223 Seiten, 19.90 Euro, ISBN 978-3-86774-156-9
"Mehr, schneller, globaler" war das Credo einer Hochgeschwindigkeitsökonomie, die sich seit dem letzten Jahrzehnt des vergangenen Jahrhunderts Bahn brach. Heute machen sich Zweifel breit. Ein Gefühl, dass irgendetwas grundfalsch ist an der Art, wie wir heutzutage leben und wirtschaften. Dass die Krisen der Zeit das Ende einer Ära signalisieren. David Bosshart gibt dem kommenden Neuen nun einen Namen: The Age of Less bringt zum Ausdruck, was viele spüren, denken, ahnen: Die fetten Jahre sind vorbei. Bosshart trifft den Ton der Zeit. Und konkretisiert die Ahnung eines anderen Lebens.
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Peter M. Senge, Bryan Smith, Nina Kruschwitz, Joe Laur:
Die notwendige Revolution.
Wie Individuen und Organisationen zusammenarbeiten, um eine nachhaltige Welt zu schaffen.
Carl-Auer Verlag, Heidelberg 2011, 464 Seiten, 49.00 Euro, ISBN 978-3-89670-790-1
Dieses Buch ist eine Wucht: Die notwendige Revolution bringt zwei Dinge zusammen: die Schaffung eines regenerativen, nachhaltigen Wirtschaftssystems und die Idee der Kooperation, des gemeinsamen Lernens. Denn, so der Grundgedanke, wenn wir den Klimawandel und die globalen Probleme bewältigen wollen, können wir nicht weitermachen wie bisher, weiterdenken in den Denkmodellen des Industriezeitalters. "Um eine nachhaltige Zukunft zu gestalten, müssen wir alle auf andere Weise zusammenarbeiten als in der Vergangenheit." Die notwendige Revolution rührt damit an den entscheidenden Punkt. Senge und seine Koautoren zeigen ganz konkret, wie sich (im doppelten Wortsinn) nachhaltige Lernprozesse in Organisationen gestalten lassen. Ein wichtiges, man möchte fast sagen ein notwendiges Buch.
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George A. Akerlof, Rachel E. Kranton:
Identity Economics.
Warum wir ganz anders ticken, als die meisten Ökonomen denken.
Carl Hanser Verlag, München 2011, 208 Seiten, 19.90 Euro, ISBN 978-3-446-42696-2
Dass der Mensch ein soziales Wesen ist, das ist keine bahnbrechend neue Erkenntnis. Für Ökonomen aber schon. Für die Ökonomie kommt einer Revolution gleich, was George A. Akerlof und Rachel E. Kranton in ihrem Buch Identity Economics in nüchtern-sachlichem Tonfall darlegen: Was der Mensch ist und wie er entscheidet, ist ganz wesentlich eine Frage seiner Identität, die er in Interaktion mit seinem sozialen Umfeld herausbildet. Nicht abstrakte Präferenzen, sondern die Vorstellung, wie sie selbst und andere handeln sollen, bestimmt darüber, was Menschen tun. Mit diesem Ansatz kehrt die Ökonomie dorthin zurück, wo sie auch hingehört: in den Kreis der Sozialwissenschaften. Wurde auch Zeit. Unsere Rezension folgt in Kürze.
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Gunter Dueck:
Professionelle Intelligenz.
Worauf es morgen ankommt.
Eichborn Verlag, Frankfurt am Main 2011 2011, 253 Seiten, 19.95 Euro, ISBN 978-3-821865508
Öde Routine, uninformierte Kenntnis- und Lustlosigkeit bei der Standardarbeit, das war gestern. Denn "Commodities", Standardprodukte und -dienstleistungen, kann sich künftig jeder selbst im Internet abholen. Wer in der informationstechnisch intelligenter gewordenen Ökonomie mitmischen will, braucht mehr: "Professionelle Intelligenz" nennt es Gunter Dueck, Vordenker von Arbeit und Wirtschaft der Zukunft. Und buchstabiert aus, wie man über die gefühlte Kultur des Misslingens hinauswächst. Sehr lesenswert.
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Jeremy Rifkin:
Die dritte industrielle Revolution.
Die Zukunft der Wirtschaft nach dem Atomzeitalter.
Campus Verlag, Frankfurt am Main 2011, 304 Seiten, 24.99 Euro, ISBN 978-3-593394527
Man muss ihn nicht die Rosamunde Pilcher unter den Ökonomen nennen, wie das Handelsblatt, aber gewiss ist: Was Jeremy Rifkin anfasst, das ist Trend. Mit dem gewohnt präzisen Gespür für die großen Themen der Zeit wendet sich der Großmeister zeitgeistigen Sachbuchs der Energiewende zu. Gewohnt tiefschürfend. Der Ausstieg aus der Atomenergie und die Umstellung auf eine regenerative Energieversorgung nämlich werden "die Fundamente der Gesellschaft verändern". Das ist ein Thema für Rifkin: Die dritte industrielle Revolution. Darin geht es nicht nur um Zukunftstechnologien, die grüne Exportschlager werden können. Rifkin kommt zur selben Vision wie das Team um Peter M. Senge: Die Zeichen der Zeit stehen auf Kooperation, Kollaboration und Nachhaltigkeit. So führt die dritte industrielle Revolution "vom industriellen ins kollaborative Zeitalter". Dass das dann zugleich eine "kohlenstofffreie Ära" ist, versteht sich von selbst.
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Svenja Hofert:
Das Slow-Grow-Prinzip.
Lieber langsam wachsen als schnell untergehen.
GABAL Verlag, Offenbach 2011, 280 Seiten, 24.90 Euro, ISBN 978-3-86936-236-6
Businessplan, Kredit, Wachstum. Das predigen Gründungsberater und Gründungsratgeber landauf, landab. Doch das schnell wachsende Start-up-Unternehmen ist ein Gründungsklischee. Ein falsches Leitbild. Denn die meisten Gründer sind Selbständige, die in erster Linie unabhängig arbeiten wollen. Und individuell wachsen. Svenja Hofert zeigt, wie. Und fügt sich mit ihrem Lob der Langsamkeit ein in die Zeichen der Zeit, die klar auf Weniger, Langsamer, Maßvoller gestellt sind.
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Lothar Seiwert:
Ausgetickt.
Lieber selbstbestimmt als fremdgesteuert. Abschied vom Zeitmanagement.
Ariston Verlag, München 2011, 320 Seiten, 19.99 Euro, ISBN 978-3-424-20058-4
Er gilt als Deutschlands führender Zeitmanager. Als der Zeitmanagementguru schlechthin. Heute erklärt Lothar Seiwert das Ende des Zeitmanagements: "Wir alle müssen Abschied von Zeitmanagement nehmen." Seiwert geht damit seinen Weg konsequent weiter. Denn Zeitmanagement löst die wirklichen Probleme nicht: Stress und Burn-out. Sie nämlich wurzeln in der Fremdbestimmung des eigenen Lebens. "Lieber selbstbestimmt als fremdgesteuert" ist daher die Devise, die Seiwert ausgibt. Die Prominenz des Autors könnte den Ruf nach mehr Selbstbestimmung in der Arbeitswelt weitertragen. Insofern kann man diesem Buch nur viele Leser wünschen.
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Roland Roth:
Bürgermacht.
Eine Streitschrift für mehr Partizipation.
edition Körber-Stiftung, Hamburg 2011, 328 Seiten, 16 Euro, ISBN 978-3-89684-081-3
Noch ein wichtiges Buch gilt es anzukündigen: Roland Roths Bürgermacht ist ein "Plädoyer für mehr Partizipation", so der Untertitel und ein Aufruf zum Engagement. Roth schlägt eine Brücke zwischen den klassischen Demokratiebestrebungen und den Leitideen der Internetkultur: Transparenz und Weisheit der vielen. "Künftig wird es keine Politik der geschlossenen Türen, keine Reformen ohne Bürgerbeteiligung und Mitwirkung der Betroffenen geben." Die historische Chance zu nutzen, dies durchzusetzen, dem gilt der Appell Roland Roths. Das ist mehr als Empörung und Engagement. Das ist die Chance, Demokratisierung dorthin zu treiben, wo ihr tradierte autoritäre Strukturen noch Fesseln anlegen: in der Politik, der Verwaltung, in der Wirtschaft.
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Alexander Osterwalder, Yves Pigneur:
Business Model Generation.
Ein Handbuch für Visionäre, Spielveränderer und Herausforderer.
Campus Verlag, Frankfurt am Main 2011 2011, 285 Seiten, 34.99 Euro, ISBN 978-3-593394749
Wir müssen innovativer werden, sagen wir uns, gehen aber zum Nachdenken in den Keller. Neues Denken zu üben, neue Methoden zu entwickeln und kreative Prozesse auf Vordermann zu bringen, ist daher eine zentrale Zukunftsaufgabe. Wie wir neue Geschäftsmodelle entwickeln, zeigt ein neues, von der weltweiten Businessavantgarde gefeiertes Buch. Business Model Generation von Alexander Osterwalder und Yves Pigneur ist eines der aufregendsten Bücher über Businessprozesse und Innovation der letzten Jahre. Dem Buch gelingt es, so profunde wie ein klassisches Managerlehrbuch zu sein und zugleich höchst erfolgreich den persönlichen Ideengenerator zu stimulieren. Eine Manifestation der Innovation, sagt unser Autor.
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Arne Gillert:
Der Spielfaktor.
Warum wir besser arbeiten, wenn wir spielen.
Heyne Verlag, München 2011, 288 Seiten, 19.99 Euro, ISBN 978-3-453-18270-7
Man kann Menschen nicht zwingen, etwas zu tun. Wenn man ein gutes Ergebnis erzielen will, geht das nur über (Eigen-)Motivation und Freiwilligkeit. Sagt der Berater Arne Gillert. Der Spielfaktor lautet der Titel seines Buches. Der Grundgedanke: bei der Arbeit Zwang durch Freiwilligkeit und Planung durch ein versuchsweises Vorgehen zu ersetzen. Durch Spielen. Denn Spielen fördert die soziale und emotionale Intelligenz, hat eine zentrale Bedeutung beim Erlernen von Handlungsmustern, beeinflusst die Entwicklung des Gehirns positiv, sorgt für außergewöhnliche Gedankengänge, schafft neue Verknüpfungen im Gehirn und lässt uns neue Möglichkeiten entdecken - genau das also, was man für kreative Arbeit braucht. Gillert gelingt es hervorragend, Spielen vom Stigma des Kinderkrams zu befreien und seine Bedeutung als Wegbereiter für Kreativität und Innovation herauszuarbeiten. Unbedingt lesenswert!
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Peter Warr, Guy Clapperton:
Richtig motiviert mehr leisten.
Konzepte und Instrumente zur Steigerung der Arbeitszufriedenheit.
Schäffer-Poeschel Verlag, Stuttgart 2011, 191 Seiten, 29.95 Euro, ISBN 978-3-7910-3088-3
Arbeit und Glück, im Leben der meisten Menschen gehen die beiden Begriffe nicht zusammen. Schade eigentlich, denn spätestens seit Mihaly Csikszentmihalyis Flow-Forschung wissen wir, wie bereichernd eine Tätigkeit sein kann, in der wir voll und ganz aufgehen. Nur wovon hängt es ab, ob wir eine solche Art von Arbeit, für die das Müssen keine Bedeutung mehr hat, für uns realisieren können? Der Arbeitspsychologe Peter Warr und der Journalist Guy Clapperton haben nachgeforscht. Sie identifizieren zwölf Glücksfaktoren bei der Arbeit und zeigen, wie Arbeitszufriedenheit entsteht. Lesenswert.
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