changeX Top 11 Dezember 2011
Unsere Buchempfehlungen im Dezember
Nein noch nicht die Bücher des Jahres. Erst noch kommt unsere Bücherliste im Dezember. Mit einigen Nachzüglern und spät entdeckten Top-Titeln. Gewissermaßen ein Nachschlag.
Markus Väth:
Feierabend hab ich, wenn ich tot bin.
Warum wir im Burnout versinken.
GABAL Verlag, Offenbach 2011, 240 Seiten, 19.90 Euro, ISBN 978-3-86936-231-1
Klar: Erschöpft, ausgebrannt ist immer ein einzelner Mensch. Aber müssen wir deshalb Burn-out als individuelles Problem thematisieren? "Wir haben uns auf Burnout als Problem des Einzelnen eingeschossen", schreibt Markus Väth in seinem Buch Feierabend hab ich, wenn ich tot bin. Und trifft damit den zentralen Punkt: Die gesellschaftliche Thematisierung bekommt nicht in den Blick, was Väth den "strukturellen Burnout" nennt: eine Erschöpfung, die durch die Bedingungen produziert wird, unter denen wir leben und arbeiten. Und auf die wir oft keinen Einfluss haben. "Burnout hat systemischen Charakter", sagt Väth und plädiert dafür, alle Beteiligten in die Pflicht zu nehmen: den Betroffenen, sein Unternehmen, seine Familie und die wissenschaftlich-intellektuelle Klasse. Man kann diesem wichtigen Buch nur zustimmen: Es braucht eine gesellschaftliche Debatte über unser unerbittliches Arbeitsmodell. Unsere Arbeitsgesellschaft braucht ein Cool-down, um die Potenziale menschlicher Arbeit freisetzen zu können. Ja, in der Neuerfindung von Arbeit liegt unsere Zukunft. Für diese glasklare Schlussfolgerung gibt's Platz eins!
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Julian Nida-Rümelin:
Die Optimierungsfalle.
Philosophie einer humanen Ökonomie.
Irisiana Verlag, München 2011, 320 Seiten, 19.99 Euro, ISBN 978-3-424-15078-0
Ein vertrauensvolles Gespräch zwischen zwei konsequent ihren jeweils eigenen Nutzen maximierenden Menschen lässt sich nicht vorstellen. Andererseits ist ökonomischer Erfolg ohne funktionierende Kommunikation nicht möglich. Also muss an dem orthodoxen Verständnis ökonomischer Rationalität etwas falsch sein. "Der ökonomische Markt ist nicht moralfrei", schlussfolgert der Philosoph Julian Nida-Rümelin. Und entwickelt in seinem Buch Die Optimierungsfalle die philosophischen Grundlagen einer humanen Ökonomie. In der findet der Eigennutz seine Grenzen in der gleichen Freiheit aller und in der persönlichen Integrität des Einzelnen. Nach Klärung der Grundlagen, so das Fazit dieses lesenswerten Buches, führt der Weg schnurstracks in die Praxis: Die Wirtschaft humaner zu gestalten ist eine Aufgabe, an der viele mitwirken müssen. Voll dabei!
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David Bosshart:
The Age of Less.
Die neue Wohlstandsformel der westlichen Welt.
Murmann Verlag, Hamburg 2011, 223 Seiten, 19.90 Euro, ISBN 978-3-86774-156-9
"Mehr, schneller, globaler" war das Credo einer Hochgeschwindigkeitsökonomie, die sich seit dem letzten Jahrzehnt des vergangenen Jahrhunderts Bahn brach. Heute machen sich Zweifel breit. Ein Gefühl, dass irgendetwas grundfalsch ist an der Art, wie wir heutzutage leben und wirtschaften. Dass die Krisen der Zeit das Ende einer Ära signalisieren. David Bosshart gibt dem kommenden Neuen nun einen Namen: The Age of Less bringt zum Ausdruck, was viele spüren, denken, ahnen: Die fetten Jahre sind vorbei. Bosshart trifft den Ton der Zeit. Und konkretisiert die Ahnung eines anderen Lebens.
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Peter M. Senge, Bryan Smith, Nina Kruschwitz, Joe Laur:
Die notwendige Revolution.
Wie Individuen und Organisationen zusammenarbeiten, um eine nachhaltige Welt zu schaffen.
Carl-Auer Verlag, Heidelberg 2011, 464 Seiten, 49.00 Euro, ISBN 978-3-89670-790-1
Dieses Buch ist eine Wucht: Die notwendige Revolution bringt zwei Dinge zusammen: die Schaffung eines regenerativen, nachhaltigen Wirtschaftssystems und die Idee der Kooperation, des gemeinsamen Lernens. Denn, so der Grundgedanke, wenn wir den Klimawandel und die globalen Probleme bewältigen wollen, können wir nicht weitermachen wie bisher, weiterdenken in den Denkmodellen des Industriezeitalters. "Um eine nachhaltige Zukunft zu gestalten, müssen wir alle auf andere Weise zusammenarbeiten als in der Vergangenheit." Die notwendige Revolution rührt damit an den entscheidenden Punkt. Senge und seine Koautoren zeigen ganz konkret, wie sich (im doppelten Wortsinn) nachhaltige Lernprozesse in Organisationen gestalten lassen. Ein wichtiges, man möchte fast sagen ein notwendiges Buch.
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George A. Akerlof, Rachel E. Kranton:
Identity Economics.
Warum wir ganz anders ticken, als die meisten Ökonomen denken.
Carl Hanser Verlag, München 2011, 208 Seiten, 19.90 Euro, ISBN 978-3-446-42696-2
Dass der Mensch ein soziales Wesen ist, das ist keine bahnbrechend neue Erkenntnis. Für Ökonomen aber schon. Für die Ökonomie kommt einer Revolution gleich, was George A. Akerlof und Rachel E. Kranton in ihrem Buch Identity Economics in nüchtern-sachlichem Tonfall darlegen: Was der Mensch ist und wie er entscheidet, ist ganz wesentlich eine Frage seiner Identität, die er in Interaktion mit seinem sozialen Umfeld herausbildet. Nicht abstrakte Präferenzen, sondern die Vorstellung, wie sie selbst und andere handeln sollen, bestimmt darüber, was Menschen tun. Mit diesem Ansatz kehrt die Ökonomie dorthin zurück, wo sie auch hingehört: in den Kreis der Sozialwissenschaften. Wurde auch Zeit. Unsere Rezension folgt in Kürze.
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Jack Covert, Peter Felixberger, Wolfgang Hanfstein, Todd Sattersten:
Die 100 besten Wirtschaftsbücher aller Zeiten.
Alles, was man wissen muss.
Murmann Verlag, Hamburg 2011, 468 Seiten, 24.90 Euro, ISBN 978-3-86774-150-7
Orientierung ist gefragt. Das gilt auch und gerade für das überbordende Angebot an Wirtschaftsbüchern. Sie versprechen praktisch anwendbares Wissen fürs Business. Den Überblick, den es braucht, um das richtige und passende Werk zu finden, verschafft ein dicht gewebtes Kompendium der besten Titel: Die 100 besten Wirtschaftsbücher aller Zeiten - das Kompendium von Jack Covert, Peter Felixberger, Wolfgang Hanfstein und Todd Sattersten. Die Empfehlung fürs Wirtschaftsbuchregal!
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Gunter Dueck:
Professionelle Intelligenz.
Worauf es morgen ankommt.
Eichborn Verlag, Frankfurt am Main 2011 2011, 253 Seiten, 19.95 Euro, ISBN 978-3-821865508
Öde Routine, uninformierte Kenntnis- und Lustlosigkeit bei der Standardarbeit, das war gestern. Denn "Commodities", Standardprodukte und -dienstleistungen, kann sich künftig jeder selbst im Internet abholen. Wer in der informationstechnisch intelligenter gewordenen Ökonomie mitmischen will, braucht mehr: "Professionelle Intelligenz" nennt es Gunter Dueck, Vordenker von Arbeit und Wirtschaft der Zukunft. Und buchstabiert aus, wie man über die gefühlte Kultur des Misslingens hinauswächst. Sehr lesenswert.
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Svenja Hofert:
Das Slow-Grow-Prinzip.
Lieber langsam wachsen als schnell untergehen.
GABAL Verlag, Offenbach 2011, 280 Seiten, 24.90 Euro, ISBN 978-3-86936-236-6
Businessplan, Kredit, Wachstum. Das predigen Gründungsberater und Gründungsratgeber landauf, landab. Doch das schnell wachsende Start-up-Unternehmen ist ein Gründungsklischee. Ein falsches Leitbild. Denn die meisten Gründer sind Selbständige, die in erster Linie unabhängig arbeiten wollen. Und individuell wachsen. Svenja Hofert zeigt, wie. Und fügt sich mit ihrem Lob der Langsamkeit ein in die Zeichen der Zeit, die klar auf Weniger, Langsamer, Maßvoller gestellt sind.
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Franz-Theo Gottwald, Karl Peter Sprinkart:
Social Business für ein neues Miteinander.
Herbig Verlag, München 2011, 272 Seiten, 19.99 Euro, ISBN 978-3-7766-2666-7
Mit Lichtgestalten können wir nicht, wir Deutschen. Jedenfalls nicht die aus der intellektuell-kritischen Ecke. So ist es seit einiger Zeit ziemlich angesagt, dem Friedensnobelpreisträger Muhammad Yunus an den Karren zu fahren. Die Mikrokredite diskreditiert, Yunus abserviert, das Joghurt-Modell des Danone-Grameen-Joint-Ventures gescheitert, der Joghurt selbst "dem Vorwurf ausgesetzt, die einheimische Bevölkerung zu vergiften". Es ist ein schlechter, ein miserabler Einstieg, den das Buch von Franz-Theo Gottwald und Karl Peter Sprinkart nimmt. Denn wäre es nicht Aufgabe eines Buches, Vorwürfen nachzugehen, statt sie - noch dazu auf der Grundlage reichlich dubioser Quellenlage - zu kolportieren? Das setzt sich auf begrifflicher Ebene fort: Ohne Corporate Social Responsibility systematisch mit einzubeziehen, hängt Social Business in der Luft. Weswegen man dieses Buch dennoch empfehlen kann: Es bietet einen breiten und dichten Überblick über den Stand von Social Business in Deutschland.
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Arne Gillert:
Der Spielfaktor.
Warum wir besser arbeiten, wenn wir spielen.
Heyne Verlag, München 2011, 288 Seiten, 19.99 Euro, ISBN 978-3-453-18270-7
Man kann Menschen nicht zwingen, etwas zu tun. Wenn man ein gutes Ergebnis erzielen will, geht das nur über (Eigen-)Motivation und Freiwilligkeit. Sagt der Berater Arne Gillert. Der Spielfaktor lautet der Titel seines Buches. Der Grundgedanke: bei der Arbeit Zwang durch Freiwilligkeit und Planung durch ein versuchsweises Vorgehen zu ersetzen. Durch Spielen. Denn Spielen fördert die soziale und emotionale Intelligenz, hat eine zentrale Bedeutung beim Erlernen von Handlungsmustern, beeinflusst die Entwicklung des Gehirns positiv, sorgt für außergewöhnliche Gedankengänge, schafft neue Verknüpfungen im Gehirn und lässt uns neue Möglichkeiten entdecken - genau das also, was man für kreative Arbeit braucht. Gillert gelingt es hervorragend, Spielen vom Stigma des Kinderkrams zu befreien und seine Bedeutung als Wegbereiter für Kreativität und Innovation herauszuarbeiten. Unbedingt lesenswert!
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Ben Schott:
Schotts Sammelsurium.
Geld und Wirtschaft.
Bloomsbury Verlag, Berlin 2011, 160 Seiten, 16 Euro, ISBN 978-3-827010322
Wirtschaft hat mit Geld zu tun. Das ist nicht ganz falsch. Aber eben auch nicht ganz richtig. Insofern gerät, wer ein Buch über Geld und Wirtschaft macht, schnell in eine Schieflage - insofern er Wirtschaft zu sehr aus der Perspektive des Geldes betrachtet und aus dem Blick bekommt, worum es eigentlich geht: menschliche Entscheidungen. Dieser Kurzschluss unterläuft leider Ben Schott, dem Erfinder des berühmten (und unerreichten) Sammelsuriums: Auch in Schotts Sammelsurium Geld und Wirtschaft finden sich charmante, witzige, skurrile, lehrreiche, erhellende und schlicht auch des Notierens werte Reminiszenzen, keine Frage! Doch was wäre, wenn Schott die ausgetrampelten Wege der Mainstream-Ökonomie verlassen und sich dem Skurrilitätenkabinett der Verhaltensökonomie zugewandt hätte - nicht auszudenken! Wir fordern eine zweite, überarbeitete und erweiterte Auflage!
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