Bücherherbst 16/2
Unser Buchstreifzug durch die aktuellen Verlagsprogramme
Hier unsere zweite Liste. Mit wiederum elf Buchempfehlungen aus den Wirtschafts- und Sachbuchprogrammen der Verlage im zweiten Halbjahr 2016 - den Blick schon auf das Buch des Jahres gerichtet. Ergänzt haben wir die Liste durch die Bestellmöglichkeit direkt an der Rezension: Mit den Links unter den Kurzrezensionen können Sie die Bücher unmittelbar bei Amazon, Managementbuch und jpc als neuem Partner bestellen. Für abgeschlossene Bestellungen erhält changeX einen kleinen Anteil - und freut sich, wenn Sie diese Möglichkeit in Anspruch nehmen! Texte: Winfried Kretschmer, redaktionelle Mitarbeit: Ute Wielandt (uw)
Bernd Oestereich, Claudia Schröder:
Das kollegial geführte Unternehmen.
Ideen und Praktiken für die agile Organisationsform von morgen.
Verlag Franz Vahlen, München 2016, 320 Seiten, 34.90 Euro, ISBN 9783800652297
Hatten wir schon im Dezember. Steht aber "2017" vorne drin. Also noch mal, weil wichtig: Lean, Scrum, Netzwerkorganisation, Soziokratie, Holakratie, Agilität, Design Thinking, Unternehmensdemokratie. Wer vermag eigentlich noch genau zu sagen, was die breit gestreuten Ansätze zu einer grundlegenden Neuorganisation von Unternehmen im Einzelnen auszeichnet? Was sie gemeinsam haben und was sie unterscheidet? Diese Unübersichtlichkeit hat auch damit zu tun, dass es vor allem Berater sind, die zum Thema Organisationsmodelle publizieren. Ihnen geht es meist darum, ihren Beratungsansatz herauszustellen. Auf wessen Schultern sie stehen, spielt dabei keine große Rolle. Jetzt aber gibt es ein Buch, das genau diese systematisierende Kärrnerarbeit leistet. Und mehr noch: in einer integrierenden Perspektive zeigt, wie sich die unterschiedlichen Modelle miteinander kombinieren lassen. Geschrieben haben es zwei Autoren, die Theorie und Praxis vereinen: Bernd Oestereich und Claudia Schröder sind Autoren, Trainer und Coaches und haben die Transformation ihrer eigenen Firma oose Innovative Informatik in ein kollegial geführtes Unternehmen initiiert. "Kollegiale Führung" heißt dabei: "Führungsarbeit statt Führungskräfte". Oder ausführlicher: "Kollegiale Führung ist die auf viele Kollegen und Kolleginnen dynamisch und dezentral verteilte Führungsarbeit anstelle von zentralisierter Führung durch einige exklusive Führungskräfte." Es geht also darum, Führung in der Organisation zu verteilen, so wie Wissen und Können längst verteilt sind. Interessant dabei: Der Begriff kommt ohne "-kratie", also Herrschaft aus. Und macht das Thema neue Organisationsformen anschlussfähig für die Sprache, die in den klassischen Arbeitnehmervertretungen gesprochen wird: An die Führung, Kollegen! Dieses Buch ist ein Meilenstein in der Debatte um neue, anpassungsfähige Organisationen.
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Don Tapscott, Alex Tapscott:
Die Blockchain-Revolution.
Wie die Technologie hinter Bitcoin nicht nur das Finanzsystem, sondern die ganze Welt verändert.
Kulmbach, Plassen Verlag 2016, 448 Seiten, 24.99 Euro, ISBN 9783864703881
Wer wissen will, was es mit der Blockchain auf sich hat, muss dieses Buch lesen. Denn es geht um die Zukunft des Internets. Mehr noch: um die von Wirtschaft und Gesellschaft. Don Tapscott, Internetpionier der ersten Stunde, liefert zusammen mit seinem Sohn Alex das erste umfassende Werk zu der neuen Technologie und ihren Potenzialen. Im Grunde ist das Prinzip einer Blockchain ganz einfach: Es handelt sich um ein Protokoll, das alle Transaktionen, Verträge, Urkunden in ein großes, digitales Buch schreibt, das gleichzeitig auf vielen von unabhängigen Betreibern bereitgestellten Rechnern liegt. Dieses Protokoll aktualisiert sich fortlaufend alle zehn Minuten - und zwar blockweise: die Daten werden in Blöcken zusammengefasst und diese in einer Kette aneinandergereiht, wobei jeder Block auf den vorherigen verweist. Damit ist es praktisch unmöglich, einen Datensatz nachträglich zu ändern. Die Blockchain ist anonym und transparent (weil von allen einsehbar), und sie schafft Vertrauen basierend auf einem Netzwerk. Die Blockchain ist ein "Protokoll des Vertrauens". Für Tapscott/Tapscott eine strategische 180-Grad-Wende hin zu einem neuen verteilten Paradigma im Internet. Hin zu einer globalen, allen zugänglichen Peer-to-Peer-Wirtschaft. Und eine Wiedererweckung der alten, von den Internetkonzernen hinweggewischten Hoffnungen auf das Web als Medium einer partizipativen, freien und offenen Wirtschaft und Gesellschaft. Ein Déjà-vu.
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Emma Seppälä:
Der Trick mit dem Glück.
Mehr erreichen durch weniger tun.
Droemer Knaur, München 2016, 240 Seiten, 18.99 Euro, ISBN 9783426675311
Dies ist einfach ein wunderbares Buch. So klar und anschaulich geschrieben, die Kluft zwischen Wissenschaft und Praxis überbrückend und zugleich allerbestens wissenschaftlich fundiert. Stanford-Forscherin Emma Seppälä fasst zusammen, was die Wissenschaft zum Thema Glück herausgefunden hat - und tut sogleich den Schritt zur Praxis. Mit einer konkreten Anleitung zu Atemübungen zum Beispiel. Seppälä führt mit leichter Hand durch das Dickicht wissenschaftlicher Forschungsergebnisse, von Martin Seligman über Barbara Fredrickson bis Adam Grant. Souverän verdichtet sie Themen wie Präsenz, Resilienz, Ruhe und Gelassenheit, Empathie, Ehrfurcht, nichtlineares Denken, kreatives Nichtstun und Muße zu einem konsistenten Bild einer besseren, weil aufs Glück hin orientierten Lebenspraxis. Was sie antreibt, ist die Erkenntnis, "dass unser herkömmlicher Weg zum Glück - der in unserem Kulturkreis unterstützt und gestärkt wird - vollkommen falsch ist". Und konsequent dreht sie das Verhältnis von Glück und Erfolg um. Glück ist "nicht das Resultat, sondern vielmehr der Wegbereiter des Erfolgs". Oder noch mal klarer: "Glück ist der direkte Weg zum Erfolg."
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Branko Milanović:
Die ungleiche Welt.
Migration, das Eine Prozent und die Zukunft der Mittelschicht.
Suhrkamp Verlag, Berlin 2016, 312 Seiten, 25 Euro, ISBN 978-3-518-42562-6
r > g. Diese Formel hat einigen Staub aufgewirbelt. Mit ihr nämlich suchte Thomas Piketty, die wachsende Ungleichheit zu erklären. r bezeichnet die Kapitalrendite, g steht für das Wirtschaftswachstum. Wenn immer r größer ist als g, nehme die Ungleichheit zu, so Piketty, dessen Bestseller Das Kapital im 21. Jahrhundert maßgeblich dazu beigetragen hat, das Thema Ungleichheit wieder auf die Agenda zu setzen. Gleichwohl, sein Modell war vielleicht doch zu simpel. Offenbar muss man genauer hinschauen. Wie Branko Milanović. Er zeigt auf Grundlage langer haushaltsbasierter Datenreihen zu Einkommen und Vermögen: Die Verhältnisse sind recht komplex. So ist zwar der Abstand zwischen armen und reichen Staaten geschrumpft, das Gefälle innerhalb einzelner Nationen aber dramatisch gewachsen. Auch ist die Beziehung zwischen Durchschnittseinkommen und Ungleichheit nicht stabil, sondern ändert sich im Zeitverlauf und abhängig davon, ob die Einkommen eher stagnieren oder stetig wachsen. Auch gibt es Kräfte, die der Ungleichheit entgegenwirken, sowohl bösartige (Kriege, Naturkatastrophen, Epidemien) als auch gutartige (Bildung, erhöhte Sozialtransfers, progressive Besteuerung). Auf nationaler Ebene lässt sich also sehr wohl regelnd eingreifen. Doch ist Ungleichheit ein globales Phänomen. Und da ist Milanović skeptisch: "Die Erträge der Globalisierung werden weiterhin nicht gleichmäßig verteilt werden."
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Matthew Syed:
Das Black-Box-Prinzip.
Warum Fehler uns weiterbringen.
dtv premium, München 2016, 384 Seiten, 16.90 Euro, ISBN 978-3-423-43065-4
Gleich auf den ersten Seiten lässt dieses Buch zwei Systeme mit Wucht aufeinanderprallen, Luftfahrt und Medizin: Bei weltweit mehr als 36 Millionen kommerziellen Flügen mit mehr als drei Milliarden Passagieren starben 2013 nur 210 Menschen. Ein historisches Tief. Hingegen sterben allein in den USA zwischen 44.000 und 98.000 Amerikaner pro Jahr an den Folgen vermeidbarer ärztlicher Behandlungsfehler. Das entspräche dem Absturz zweier Jumbojets pro Tag. Für Matthew Syed ist dieser drastische Vergleich ein Stilmittel, um die beiden Systeme einander gegenüberzustellen: die Luftfahrt, die aus Fehlern lernend das Lernen aus Fehlern in ihre Kultur eingebaut hat. Und die Medizin, wo die hierarchische Kultur der Branche eben das verhindert. Sie steht damit für die tief in der Gesellschaft verankerte Haltung gegenüber Misserfolgen: dass "Misserfolg etwas zutiefst Negatives ist, etwas, wofür wir uns schämen und was wir bei anderen verurteilen müssen". Klingt bekannt, doch geht es Syed um mehr als um ein zeitgeistiges Lob des Scheiterns. Nämlich um die "grundlegende Anatomie des Leugnens von Fehlern". Und (wissenschaftstheoretisch begründet) die grundsätzliche Bedeutung des Lernens aus Fehlern: "Nicht aus Fehlern zu lernen ist ... eines der häufigsten Hindernisse für menschlichen Fortschritt." Ein Sachbuch in bester angelsächsischer Tradition, gut recherchiert, klar argumentierend und mit Geschichten, die im Gedächtnis bleiben.
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Carsten Hentrich, Michael Pachmajer :
d.quarks.
Der Weg zum digitalen Unternehmen.
Murmann Publishers, Hamburg 2016, 200 Seiten, 49.95 Euro, ISBN 9783867745543
Digitale Transformation zwingt Unternehmen dazu, ihre Geschäftsmodelle zu verändern. Und zwar radikal. Im digitalen Umfeld müssen Geschäftsmodelle auf die komplexen Bedürfnisse der Kunden reagieren; im Zentrum steht der Nutzer, nicht das Produkt. Um das zu erreichen, ist eine neue Form von Innovation nötig. Sie muss immer wieder neue Geschäftsideen erfinden, ausprobieren, skalieren oder gegebenenfalls wieder verwerfen. In ihrem Buch beschreiben Michael Pachmajer und Carsten Hentrich die elementaren Fähigkeiten, die ein Unternehmen braucht, um eine solche Innovationskultur aufzubauen; zum Beispiel die Fähigkeit zur agilen Kollaboration oder zum Umgang mit Big Data. Jede Fähigkeit ist durch vier Dimensionen charakterisiert: durch personale Kompetenz, Technologie, Prozesse und Organisation. Und was hat das mit Quarks zu tun? Wenn man die Bausteine der Fähigkeiten aufeinanderprallen lässt wie die Quarks im Teilchenbeschleuniger, dann entsteht etwas Neues: neue Dienstleistungen, neue digitale Produkte, neue Geschäftsmodelle. Fünf Geschäftsmodelltypen samt den dafür notwendigen Fähigkeiten haben die Autoren identifiziert. Das Buch bietet damit ein Framework, das helfen soll, den Transformationsprozess zu begreifen. Und Mut machen will, damit anzufangen. (uW)
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Ulrich Eberl:
Smarte Maschinen.
Wie Künstliche Intelligenz unser Leben verändert.
Carl Hanser Verlag, München 2016, 408 Seiten, 24 Euro, ISBN 978-3-446-44870-4
Wenn es plakativ heißt: "Die Roboter kommen", induziert das zugleich ein falsches Bild: als gehe es vor allem um stählerne Helfer, gebaut vor allem für schwere mechanische oder nervtötend repetitive Arbeiten. Doch so ist es natürlich nicht. Die eigentliche Revolution, sagt Ulrich Eberl, wird "aus einer ganz anderen Ecke kommen", und sie wird zunächst noch schleichend sein. Er nennt es "die Revolution der smarten Maschinen". Denn es gehe um "intelligente Maschinen in ihrer ganzen Allgemeinheit": um Roboter ebenso wie um selbstfahrende Autos, um selbstlernende Algorithmen, um Chatbots oder kognitive Computersysteme. Die Kombination von maschinellem Lernen, Robotik und künstlicher Intelligenz würde "zweifellos zu einer Explosion nützlicher Maschinen führen", so Eberl. Ein bestens recherchiertes, kluges und kenntnisreiches Buch, das auch in der Revolution smarter Maschinen auf den Menschen vertraut. Und auf die Chancen, die diese Technologien bergen.
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Gerald Hüther, Christoph Quarch:
Rettet das Spiel!.
Weil Leben mehr als Funktionieren ist.
Hanser Literaturverlage, München 2016, 224 Seiten, 20.00 Euro, ISBN 9783446447011
In Israel wurde kürzlich ein neuer Kindergarten eingeweiht. Dort werden Fünfjährige in Naturwissenschaft und Technik trainiert. Dazu steht ein besonderes Set an Lego-Bausteinen bereit. Allerdings nicht, damit die Kinder damit spielen. Sie sollen Roboter bauen. Für Gerald Hüther und Christoph Quarch ein Beispiel, "wie das Spiel vollständig instrumentalisiert, ja pervertiert" wird: "Denn es wird in eine konkrete Richtung gelenkt, die das freie Erproben eigener Potenziale von vornherein kanalisiert." Darum werben Hüther und Quarch für ihren "zivilisatorischen Imperativ: Rettet das Spiel!" Und rufen dazu auf, die Bedeutung des Spiels wiederzuentdecken: als freies, nicht zweckgebundenes oder zielgerichtetes Erkunden neuer Möglichkeiten und Potenziale. Und paradoxerweise ist dies genau das, was unsere effizienzgetriebenen Unternehmen bei ihren Mitarbeitern heute so händeringend sehen möchten. Das Buch mag etwas holzschnittartig geraten sein, bietet aber eine gut fundierte und quellenreiche Einführung in die Phänomenologie des Spiels. Und trifft mit seinem Plädoyer für "eine Kultur spielerischer Lebenskunst" einen Nerv.
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Alec Ross:
Die Wirtschaftswelt der Zukunft.
Wie Fortschritt unser komplettes Leben umkrempeln wird.
Plassen Verlag, Kulmbach 2016, 384 Seiten, 24.99 Euro, ISBN 9783864703928
Dieses Buch beginnt in West Virginia, einer der deindustrialisierten Regionen der Vereinigten Staaten, bei den Verlierern zurückliegender Verwerfungen im Wirtschaftsgefüge, dem Niedergang von Schwerindustrie und Chemie. Alec Ross, der frühere Chef-Innovationsberater von US-Außenministerin Hillary Clinton, ist dort aufgewachsen, und er beschreibt den Aufstieg und Niedergang der Altindustrieregionen als Prolog zu den kommenden technologischen und ökonomischen Umbrüchen. Das ist die erste Sache, die sein Buch so lesenswert macht: Ross sieht und reflektiert immer die historische Dimension. Der zweite Punkt: Als Berater des Außenministeriums ist Ross weit herumgekommen. Er kennt die technologische Entwicklung und ihre Folgewirkungen nicht nur aus dem Blickwinkel westlicher Metropolen und Technologiezentren, sondern weiß auch, vom Rest der Welt aus erster Hand zu berichten: Aus Afrika, vom Baltikum, selbst aus Papua-Neuguinea bringt er Informationen über die Wirkungen technischer Innovationen mit. Und zeichnet so ein differenziertes Bild der kommenden technischen Durchbrüche. Ein Bild, in dem nicht nur Gewinner Platz finden, sondern auch Verlierer, die es, so Ross, wie bei jedem technologischen Umbruch auch geben wird. Kurzum: ein tatsächlich globaler Blick auf die Wirtschaftstrends der Zukunft.
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Dacher Keltner:
Das Macht-Paradox.
Wie wir Einfluss gewinnen - oder verlieren.
Campus Verlag, Frankfurt am Main 2016, 204 Seiten, 22.95 Euro, ISBN 978-3-593399072
Das machiavellistische Bild der Macht lässt sich nicht mehr halten. Die jahrhundertelange Gleichsetzung von Macht mit Intrige und Gewalt bildet nur einen Ausschnitt der Wirklichkeit ab. Macht aber hat viele Facetten. Sagt Dacher Keltner, Professor für Psychologie an der University of California in Berkeley. Keltner definiert Macht (im Gefolge Hannah Arendts) als Mittel, durch das wir uns aufeinander beziehen: "Macht führt dazu, dass wir die Welt gestalten, indem wir andere beeinflussen." Dabei entwirft Keltner einen ungewohnten Blick auf die Macht. Es sind nämlich nicht etwa die Ellenbogen, die uns Macht bescheren. Im Gegenteil: Es sind unser Gemeinsinn und unsere Fähigkeit, unseren Fokus auf die Mitmenschen zu richten, das Gute aus ihnen herauszulocken und eine Gruppe weiterzubringen. Doch sobald wir Macht haben, drohen wir die soziale Kompetenz, durch die wir sie erworben haben, wieder zu verlieren und zu Machtmissbrauch verleitet zu werden. "Macht-Paradox" nennt der Psychologe Keltner diesen Zusammenhang. Keltner macht deutlich: Macht gehört zu uns allen. Seine Thesen stehen auf solidem Fundament. (uw)
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W. Chan Kim, Renée Mauborgne:
Der Blaue Ozean als Strategie.
Wie man neue Märkte schafft, wo es keine Konkurrenz gibt (2. Auflage).
Hanser Fachbuch, München 2016, 294 Seiten, 24.99 Euro, ISBN 9783446446762
Platz elf ist dieses Mal ein Ehrenplatz. Er gebührt einem Buch, das mittlerweile ein Klassiker ist. Und ein Megaseller - über 3,5 Millionen Exemplare wurden weltweit verkauft. Jetzt gibt es eine aktualisierte Neuauflage dieses Buches, das mit dem Bild vom roten und vom blauen Ozean eine nach wie vor überzeugende Metapher für bahnbrechende Innovation anbietet. Und (topaktuell) aufräumt mit einem verbreiteten Missverständnis über das Wesen digitaler Innovation (wie in der letzten Buchliste kurz angerissen): Digitale Innovation wird hierzulande häufig als Bedrohung gesehen. Als Angriff aus dem Silicon Valley. Doch: Kann man allen Ernstes von einem Angriff sprechen, wenn andere auf einem anderen Ozean davonsegeln? Denn die Innovatoren aus dem Silicon Valley greifen ja nicht in den roten Ozeanen an, wo sich die Haie tummeln, sondern erschließen neue, blaue. Das Bild vom Angriff verschleiert nur die Kernfrage: Ist eine Wirtschaft fähig zur Innovation? Schafft sie es, blaue Ozeane zu erfinden? Oder erfindet sie nur Sachen, die bloß schrittweiser Verbesserung dienen (oder vielleicht irgendwann von anderen zu Innovationen gemacht werden)?
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